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Foto: Herzrobotics
Metallbau Weisel fertigt nun seine eigenen Laserteile und kann sie zusätzlich als Lohnfertiger am Markt anbieten.

IT-Lösungen

Starter-Kit für eigene Laserteile

Dennis Weisel wollte sein Portfolio um das Laserschneiden erweitern. Dabei startete er bei 0 – ohne Know-how und Erfahrungswerte im eigenen Haus. Unterstützung fand er bei starken Partnern.

Ein Mann, ein Ziel: Dennis Weisel, Geschäftsführer von Metallbau Weisel, weiß, was er will. Dafür ist er bereit, nicht immer den leichtesten Weg zu gehen und auch in die Zukunft zu investieren. So war es auch, als er 2019 mit seinem 10-Mitarbeiter-Betrieb in eine neue Halle in Gau-Algesheim bei Mainz zog. Von Anfang an war ihm klar, dass der Strom für die Fertigung „aus eigener Herstellung“ stammen sollte. Heute ist das gesamte Hallendach mit 164 kW starker Photovoltaik ausgestattet. So fertigt das Unternehmen Treppen, Überdachungen, Geländer und vieles mehr inzwischen zu 100 % mit grüner Energie. Es bleibt sogar im Schnitt genug Strom übrig, um ihn zusätzlich in das Netz einzuspeisen.

 

Das Making-Of

Vision Laserschneiden

Ähnlich verhielt es sich mit der Vision vom Laserschneiden. Bis vor kurzem wurden Laserteile bei Metallbau Weisel ausschließlich zugekauft, eine Tafelschere war die wichtigste Schneidtechnologie vor Ort. Aber dabei sollte es nicht bleiben: „Ein Freund von mir stand 25 Jahre am Laser. Da kam mir irgendwann der Gedanke: ‚Warum machen wir uns nicht selbstständig? Ich kaufe einen Laser und du wechselst zu mir‘“, erinnert sich Weisel. „Zuerst war er skeptisch, aber ich mache nun mal Nägel mit Köpfen.“ Der Freund kündigte also und empfahl die Firma Xteg. Der Laserkauf wurde in die Wege geleitet, da erkrankte der Freund an Krebs und musste aussteigen. Ein schwerer Schlag, nicht nur persönlich: „Ich hatte keine Lasererfahrung, gar nichts“, beschreibt Dennis Weisel die verfahrene Situation.

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Foto: Herzrobotics
Metallbau Weisel zieht seine Energie direkt vom Dach: Die PV-Anlage deckt den Stromverbrauch meist komplett ab.

Traum geplatzt?

Ohne Know-how im Haus schien der Traum geplatzt. Der Freund von Dennis Weisel riet ihm jedoch, sich mit seinen Fragen und Bedürfnissen einfach direkt an Xteg zu wenden. „Das war dann ein sehr intensives Gespräch mit Herrn Kunz, dem Geschäftsführer von Xteg. Aber was er gesagt hat, das hat alles Hand und Fuß gehabt, was ich bis heute an ihm sehr schätze.“ Harald Kunz lud den Geschäftsführer darüber hinaus für einen besseren Überblick zu den Fiber Days ein, der Hausmesse von Xteg in Neuenstein. Dort machte er ihm mit einigen Partnern von Xteg bekannt. Einer davon war der Softwarehersteller Wicam, dessen Portfolio ein herstellerunabhängiges CAD/CAM-System zur automatisierten Ansteuerung von CNC-Fertigungsmaschinen umfasst. „Wir sehen in der Zusammenarbeit mit Wicam enorme Synergien. Die Kunden haben einen leichten Umstieg und wir haben einen verlässlichen Partner“, unterstreicht Harald Kunz, Geschäftsführer von Xteg, den Grund für die enge Zusammenarbeit. Für Dennis Weisel war es das richtige Angebot, neben Xteg erhielt so auch Wicam den Zuschlag.

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Von links nach rechts: Harald Kunz (Geschäftsführer von Xteg), Sarah Schulz (Redakteurin Blech), Dennis Weisel (Geschäftsführer von Metallbau Weisel), Timo Eigenblut (Geschäftsführer von Wicam), Maximilian Herz (Geschäftsführer von Herzrobotics, verantwortlich für das Marketing bei Wicam).
Foto: Herzrobotics
Von links nach rechts: Harald Kunz (Geschäftsführer von Xteg), Sarah Schulz (Redakteurin Blech), Dennis Weisel (Geschäftsführer von Metallbau Weisel), Timo Eigenblut (Geschäftsführer von Wicam), Maximilian Herz (Geschäftsführer von Herzrobotics, verantwortlich für das Marketing bei Wicam).

Alles in einer Halle

Eine weitere Schwierigkeit kennzeichnete das Projekt: Der Platz für die Laserschneidmaschine stand bereits fest. Mit dem musste man auskommen. Xteg unterstützte Dennis Weisel deshalb auch bei der gesamten Planung – von der Vermessung über die Platzierung bis zur Peripherie. So war die Lasermaschine der Wahl, ein Marvel Fiberlaser von HGTech mit 6 kW und 4 x 2 m Arbeitsbereich, ursprünglich zu groß für die Halle. „Nach Rücksprache mit HGTech haben sie die Maschine – aber nicht den Arbeitsbereich – um 70 cm gekürzt. Wir sind zwar schon seit 2019 die deutsche Vertretung, aber in diesem Fall habe ich HGTech noch einmal richtig zu schätzen gelernt“, bemerkt Kunz. Um Platz zu sparen wurde die Peripherie zusätzlich auf ein Podest direkt über die Maschine gesetzt.

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Foto: Sarah Schulz
Die Peripheriegeräte der Laserschneidanlage sind platzsparend auf einem Podest untergebracht.

Komplettpaket

Die Tafelschere und eine zu kurz gewordene 3 m - Abkantpresse sind inzwischen aus der Halle verschwunden. Stattdessen stellt die „neue“ Halle nun ein Komplettpaket zum Laserschneiden und Abkanten dar, bei dem viele Hände mit angepackt haben. Der Fiberlaser der Marvel-Serie füllt die eine Seite der Halle komplett aus, das Blechhandling am Arbeitsbereich wird von einem Vakuum- und Magnetgreifer von Vetter unterstützt. Auf dem Podest finden sich die Steuerung von Siemens, die Stromquelle von HGTech, ein Stickstoffgenerator und eine Absaugung von Camfill. HGTech und seine Vertretung Xteg legen großen Wert auf europäische Komponenten und Anlagen – so ist der Laserkopf beispielsweise von Precitec –, um die Verfügbarkeit zu erhöhen. Rechts neben dem Marvel glänzt eine neue 4 m - Abkantpresse eines weiteren namhaften Herstellers. Die übrigen beiden Wände füllen Regale für die Blechlagerung mit Metallbau Weisel Branding – diese hat Dennis Weisel ebenso wie das Podest selbst konstruiert und maßgefertigt.

Laserschneiden leicht gemacht

Das fehlende Know-how in der Programmierung und der Bedienung konnte Dennis Weisel durch Schulungen bei Xteg und Wicam sowie seinen Enthusiasmus aufbauen. Die Schulungen wurden vorgezogen, um bei Anlagenlieferung möglichst unmittelbar durchstarten zu können. Dennis Weisel selbst sowie ein weiterer Mitarbeiter stehen an der Maschine. Natürlich haben sie nicht immer die passende Lösung parat, doch hier gilt learning by doing: „Funktioniert etwas nicht, probier ich einfach andere Ansätze aus“, schmunzelt Dennis Weisel. Die Wicam-Software PN4000 kommt dabei zum Schachteln, Säubern und Zeichnen zum Einsatz. Ein weiterer Vorteil der Software: „Während mein Kollege direkt in PN4000 zeichnet, nutze ich noch mein gewohntes Zeichenprogramm und kann die Daten einfach weitersenden“, kommentiert der Geschäftsführer. Perspektivisch, beispielsweise wenn mehr und mehr Kunden 3D-Modelle schicken, ließe sich auch die neue Abkantpresse mittels PN4000 programmieren. Somit ist Dennis Weisel gerüstet für die Zukunft.

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Die Wicam-Software PN4000 kommt dabei zum Schachteln, Säubern und Zeichnen zum Einsatz.
Foto: Herzrobotics
Die Wicam-Software PN4000 kommt dabei zum Schachteln, Säubern und Zeichnen zum Einsatz.

Next-Day-Service

Doch schon jetzt sind die Unterschiede, welche die Laserschneidanlage macht, spürbar. Zum einen muss Dennis Weisel nicht mehr auf Laserteile warten, sondern kann sie in kürzester Zeit selbst anfertigen. Mithilfe der Funktion Flycut des Marvellasers können vor allem Teile mit einfacher Kontur in wenigen Minuten aus dem Blech geschnitten werden. Es werden Stahl, Edelstahl, Chrom-Nickel-Stahl und Aluminium in Blechdicken bis zu 25 mm verarbeitet. Dass es dabei auch die Möglichkeit gibt, Gravuren anzubringen, wird von den Mitarbeitern besonders geschätzt: „Ob es Positionsnummern sind oder andere Hinweise – die weiteren Fertigungsschritte werden dadurch einfach leichter“, zeigt sich der Geschäftsführer zufrieden. Zusätzlich bietet Metallbau Weisel nun auch die Lohnfertigung von Laserteilen an – sogar eine Lieferung der Teile direkt am nächsten Arbeitstag ist möglich. „Diese Geschwindigkeit hat viele sehr beeindruckt. Inzwischen kann ich sogar einen der größten Betriebe aus Mainz zu meinem Kundenkreis zählen“, so Dennis Weisel weiter.

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Das Lochgitter wurde innerhalb weniger Minuten mit der Funktion Flycut geschnitten.

Effektive Restblechverwertung

Mehr Schneidprozesse bedeuten aber leider auch mehr Restbleche – und Material ist bekanntlich Geld. Deswegen war für Metallbau Weisel eine effektive Restblechverwaltung wichtig. Diese übernimmt die Wicam-Software: „Es gibt immer einen Rest. Der wird in unserer Software verwaltet. Sie speichert die genauen Maße und das Material. So weiß der Betrieb beim nächsten Mal, wie der Rest aussieht, damit er im Lager leichter auffindbar ist. Wir schachteln auf das Restblech, sodass das Material so gut wie möglich ausgenutzt werden kann“, erklärt Timo Eigenblut, Geschäftsführer von Wicam, die Funktion. Auch für die Zukunft können sich durch PN4000 noch weitere Materialeinsparungen ergeben: „Wenn die Aufträge in einem anderen System erfasst werden, könnten wir die Auftragsdaten übernehmen und wüssten beim Schachteln schon genau, welche Artikel aus dem gleichen Material und in der gleichen Blechstärke sind und welche Resttafel wir dafür verwenden können“, so Eigenblut weiter.

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Mit PN4000 lassen sich die Restbleche verwalten und durch eine neuerliche Schachtelung effektiv nutzen.

Ein gelungener Einstieg ins Laserschneiden

Insgesamt ist Dennis Weisel sehr zufrieden mit seiner neuen Laserschneidanlage. Auch für die Beratung durch Xteg und Wicam ist er dankbar: „Mir imponieren Menschen, die ihr Wort halten und ihren Beruf leben. Das konnte ich bei dem Projekt von der Planung über die Vollendung bis heute miterleben. Deswegen würde ich es jederzeit wieder so machen.“ Für Harald Kunz war es ebenfalls eine Bereicherung, den Betrieb bei diesem Schritt so eng zu begleiten: „Man denkt immer, die Metallverarbeitung geht in die Hände großer Anbieter. Aber der Mittelstand ist es, der schnell auf Marktbedingungen reagieren kann und attraktive Arbeitsplätze schafft. Nun verfügt Herr Weisel über neueste Technologie – das macht ihn fit für die Zukunft und interessant für neue Fachkräfte.“

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Foto: Sarah Schulz
Der Laser der Marvel-Serie ist mit einem Precitec-Laserkopf ausgestattet.
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Das Be- und Entladesystem FLL wurde speziell für die Automatisierung der HG Tech Laserschneidanlagen konzipiert und eignet sich zum hauptzeitparallelen Be- und Entladen, auch in mannlosen Schichten.

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Laserautomatisierung leicht gemacht

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    • Automatisierung, Messen, Laserschneiden
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Wicam-Geschäftsführer Timo Eigenblut erklärt die Funktionen des neuen Softwear-Features Power Nesting.

IT-Lösungen

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Mit 3 neuen Features stellt Wicam die aktuellsten Weiterentwicklungen seiner PN 4000-Software auf der Euro Blech vor. So soll etwa mit Power Nesting eine 15 prozentige Verbesserung der Materialausnutzung möglich sein.

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Das Laserschneidzentrum von Suplacon besteht aus zwei 10 kW Trumpf Laser mit einer Automations- und Lagerlösung von Remmert.

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Laserschneiden mit optimalem Materialfluss

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Das Laserschneiden ist ein thermisches Trennverfahren, das komplett ohne Werkzeugkosten auskommt. Schon allein diese Tatsache, macht es gegenüber konkurrierenden Verfahren häufig günstiger – gerade auch bei Kleinserien und Einzelstücken.

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