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Fühlbare Erhebungen bieten Orientierung für Blinde und Sehbehinderte. Edelstahl gilt hierbei als besonders geeignet.
Foto: WZV/ILIS Leitsysteme
Fühlbare Erhebungen bieten Orientierung für Blinde und Sehbehinderte. Edelstahl gilt hierbei als besonders geeignet.

Stahl

Punkt für Punkt in die eigenständige Teilhabe

Blindenschrift und Leitsysteme aus Edelstahl dienen als wertvolle und langlebige Orientierungshilfe im Alltag.

Jedes Jahr erblinden allein in Deutschland schätzungsweise 10.000 Menschen. Insgesamt sind hierzulande nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Stand 31.12.2019) nahezu 130.000 Menschen blind oder hochgradig sehbehindert. Verstärkt wird dies durch den demografischen Wandel mit altersbedingten Augenerkrankungen und die generell steigende Lebenserwartung. Die bekannte Punktschrift, die 1825 von dem Franzosen Louis Braille entwickelt wurde, ermöglicht Blinden trotz ihres Handicaps eine eigenständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und den Zugang zu Informationen aller Art. Diese Blindenschrift hat in zahlreichen Bereichen Eingang gefunden: zur Textlektüre oder -erstellung, für Computeranwendungen, auf Gerätschaften für Haushalt und Handwerk, im öffentlichen Raum auf Informations- und Wegeleitsystemen sowie auf Tastaturen an Bedienfeldern. Eine zentrale Rolle spielt dabei Edelstahl Rostfrei. Der robuste Werkstoff gewährleistet die notwendige Präzision und Haltbarkeit der taktilen Beschriftung.

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So entstand die berühmte Punktschrift

Louis Braille verlor im frühen Kindesalter sein Augenlicht. Um dennoch lesen zu können, tüftelte er jahrelang an der Entwicklung eines Schriftsystems für Blinde. Ausgehend von der militärischen Nachtschrift – einem in Papier geprägten System aus Buchstaben und Silben, das auch im Dunkeln zu entziffern war – suchte er nach einer deutlich einfacheren Lösung. Sie bestand schließlich aus lediglich sechs Punkten, die für die Zahlen eins bis sechs standen. Diese ordnete er paarweise vertikal an: die Ziffern eins bis drei untereinander, in der Spalte daneben zugeordnet die Ziffern vier bis sechs. 64 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten der Ziffern erlauben die Wiedergabe aller Buchstaben des Alphabets sowie von Zahlen und Zeichen beispielsweise für Leerzeichen oder Großschreibung. Für die Textein- oder -ausgabe am Computer sind jedoch mehr Zeichen erforderlich, als sich mit sechs Punkten darstellen lassen. Deshalb ergänzt die Computerbraille unten die Ziffern sieben und acht als weiteres Punktepaar. So entstehen 256 Variationen, die am Computer mit einer sogenannten Braillezeile entziffert werden. Die Punkte der Brailleschrift werden stets als erhabene Struktur in Form von geprägten oder aus einer Fläche herausragenden Punkten dargestellt. Bei der Braillezeile zeigen kleine Stifte, die softwaregesteuert hochgedrückt werden, das Punktmuster. Blinde ertasten die Erhöhungen mit ihren Fingerspitzen und können so jede Information entschlüsseln.

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Pflegeleicht und langlebig fügen sich klassisch zeitlos und bedarfsgerecht mit Brailleschrift gestaltete Aufzugtableaus harmonisch in nahezu jedes Gebäudekonzept ein.
Foto: WZV
Pflegeleicht und langlebig fügen sich klassisch zeitlos und bedarfsgerecht mit Brailleschrift gestaltete Aufzugtableaus harmonisch in nahezu jedes Gebäudekonzept ein.

Mit Stahl geprägt

Mechanische Blindenschreibmaschinen haben sechs Schreibtasten, elektrische acht, sowie mehrere Funktionstasten. Diese werden gleichzeitig oder auch einzeln gedrückt, um Buchstaben oder Zeichen in das feste Punktschriftpapier zu prägen. In vielen Ländern müssen Pharmaverpackungen mit Blindenschrift versehen sein. Die entsprechende Beschriftung der Verpackungen aus Wellpappe oder Kartonage erfolgt mit Prägepatrizen aus speziellem Stahlblech. Sie werden sowohl in flachen als auch rotativen Stanzformen eingesetzt. Insbesondere für hohe Stückzahlen und lange Laufzeiten kommt hierfür 0,4 mm dünnes Edelstahlblech zum Einsatz. Die höhere Zähigkeit und größere Duktilität dieses Werkstoffs gewährleisten die dauerhaft präzise und vollständige Punktprägung. So minimiert eine aus Edelstahl gefertigte Prägepatrize auch bei hoher Belastung das Risiko, dass die Prägepunkte aufplatzen. Auch für die Gehäuse taktiler Armband- oder Taschenuhren ist nichtrostender Stahl Werkstoff der Wahl. Unter einem aufklappbaren Deckel sind bei diesen Uhren die Stunden durch Punkte oder Striche markiert. Zwei bewegliche tastbare Kugeln zeigen die Uhrzeit an: Wenn man die Uhr schüttelt, fallen sie in die richtige Anzeigeposition für die aktuelle Uhrzeit. Dabei werden die Stunden über die äußere Kugel angezeigt, Minuten durch die innere.

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Weit verbreitet: Tastaturen und Tasten mit Blindenschrift

Unverzichtbar für selbstständiges Bedienen durch blinde Menschen ist die Punktschrift auch auf Edelstahltastaturen an Bankautomaten, Verkaufs- oder Ticketterminals. Diese Tastaturen sind häufig extremen Belastungen durch hohe Nutzerfrequenz, Witterungseinflüsse und Vandalismus ausgesetzt. Hohe Witterungsbeständigkeit, Stoßfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Korrosion – auch durch verschüttete Flüssigkeiten, chemische Einflüsse oder Staub – sprechen bei diesen Bedienelementen für Tastaturen aus nichtrostendem Stahl. Gleiches gilt für Codeschlösser, die durch Eingabe definierter Zahlenkombinationen den Zugang zu bestimmten Bereichen an Arbeitsstätten oder in Wohnanlagen freigeben. Großflächentasten mit ertastbarer Punktschrift an Türstationen, Türsprechanlagen oder Klingeltableaus ermöglichen auch Blinden eine sichere Nutzung.

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Unverzichtbar für selbstständiges Bedienen durch blinde Menschen sind tastbare Orientierungshilfen auf den Edelstahltastaturen von Bankautomaten, Verkaufs- oder Ticketterminals.
Foto: WZV
Unverzichtbar für selbstständiges Bedienen durch blinde Menschen sind tastbare Orientierungshilfen auf den Edelstahltastaturen von Bankautomaten, Verkaufs- oder Ticketterminals.

Abseits von Braille

Zugleich tragen so ausgestattete Anlagen neuen Normen für barrierefreies Bauen Rechnung. Gemäß DIN 18040 muss in öffentlich zugänglichen Gebäuden wie Behörden, Krankenhäusern oder Bahnhöfen auch Menschen mit Sehbehinderung und Blinden eigenständige Orientierung und Information ermöglicht werden. Leit- und Orientierungssysteme müssen deshalb entsprechend große und kontrastreiche Buchstaben und Zeichen aufweisen und zudem taktil (tastbar) sein. Eine Möglichkeit dafür ist die sogenannte Pyramiden- oder Profilschrift, eine erhaben gearbeitete Normalschrift. Sie ist für normal sehende Menschen und Sehbehinderte, die keine Blindenschrift beherrschen, gleichermaßen nutzbar. Gebräuchlicher ist jedoch die Brailleschrift. Taktile Beschriftungen für Edelstahl-Handläufe sind in beiden Schriftvarianten für runde oder gerade Handläufe möglich. Für Handläufe in Schwimmbädern oder anderen Nassbereichen wie Saunen und Spas werden auch die Handlaufschilder aus nichtrostendem Stahl in entsprechend höherer Legierung gefertigt. Die Beschriftung der Schilder mit Blindenschrift erfolgt computergesteuert und vollautomatisch, indem in Tiefe und Durchmesser exakt definierte Löcher in das Blech gefräst werden. In diese Vertiefungen werden anschließend Edelstahlkugeln für die Punkte der Braille-Zeichen eingedrückt. Eine dreidimensionale Beschriftung hingegen wird durch Erodieren mittels einer speziell angefertigten Kupfer-Elektrode in ein Edelstahlschild eingebracht. Die Anforderungen an Maße, Darstellung und Anbringung der Beschriftung sind durch die DIN-Normen 32976 und 32986 sowie die Vorgaben des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands e.V. (DBSV) festgelegt. Diese gelten auch für alle anderen Beschriftungen beispielsweise auf Aufzugtableaus, Etagen-, Bereichs-, Tür- oder Fluchtwegschildern.

Bessere Orientierung durch taktile Bodenindikatoren

Taktile Bodenindikatoren aus Edelstahl Rostfrei in Form von Leitstreifen, -rippen oder -noppen sind weitere vom Gesetzgeber vorgeschriebene Orientierungshilfen, um öffentlich zugängliche Gebäude normenkonform nach der DIN 32984 auszustatten. Blinde können sie mit dem Langstock ertasten und so ohne fremde Hilfe vom Eingang des Gebäudes bis zum gesuchten Ziel gelangen. Rutschfeste Edelstahlrippen und -noppen werden dafür als sogenannte Aufmerksamkeitsfelder in Bereichen verlegt, die besondere Beachtung erfordern. Diese 60, besser 90 cm tiefen Flächen sind beispielsweise unmittelbar vor Treppenstufen, Rampen, Abzweigungen, Glaswänden, Türen oder Hindernissen wie Infotafeln in deren jeweiliger Breite vorzusehen. In Laufrichtung verlegte Rippen hingegen sind richtungsweisend. Noppen und Rippen aus nichtrostendem Stahl werden wahlweise mit oder ohne farbiges Inlay angeboten. Ohne Inlay muss die Edelstahloberfläche eine reliefartige Riffel- oder Kreuzstruktur aufweisen. Die Verlegung der taktilen Bodenindikatoren erfolgt mithilfe von Montageschablonen durch Schrauben oder Kleben. Im Innen- wie Außenbereich vereinen solche Bodenindikatoren ebenso wie Schilder, Bedienpanels oder Handläufe aus Edelstahl Rostfrei stilvolles Design und Robustheit.

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