Die Schröder Group hat mit der Evo Duo Bend eine Schwenkbiegemaschine mit zwei Biegewangen auf den Markt gebracht. Die Anlage für bis zu 5 mm starke Bleche biegt negative Kantungen mit der oberen Biegewange und positive Kantungen mit der unteren. Das Unternehmen hat damit den „Blechexpo Best-Award 2023“ in der Kategorie Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung gewonnen. Im Interview spricht Thomas Ostermair, Leiter Vertrieb bei der Hans Schröder Maschinenbau GmbH, über die Herausforderungen bei der Entwicklung.
Herr Ostermair, welches Problem löst Ihre Neuentwicklung?
Es gibt Doppelbieger-Langabkantbänke, und bis vor etwa 13 Jahren gab es mal eine Dünnblechbiegemaschine mit zwei Biegewangen von Weinbrenner, aber wir sind in der Tat der erste Hersteller, der sich im Grobblechbereich an dieses Thema gewagt hat. Es geht im Wesentlichen um folgendes Problem: Wenn Bleche für eine Gegenkantung gewendet werden müssen, kostet das Zeit und Kraft. Bei größeren Blechen muss man zu zweit anpacken. Kommt es wie bei Edelstahlblechen auf die Oberfläche an, birgt jede Handhabung zudem die Gefahr von Kratzern. Seit 2007 bieten wir für diese Herausforderung die Up-and-Down-Biegewange, eine Lösung, die sich sehr bewährt hat. Schwenkbiegen von bis zu acht Millimeter starken Blechen durch eine Person ist etwas, wofür schon so manche Kunden ihre Biegepressen in Rente geschickt haben.
Haben Sie mit der bidirektionalen Biegewange dann nicht eigentlich eine funktionierende Lösung? Warum also jetzt zwei Biegewangen?
Es gibt eine einzige Einschränkung bei dieser Technik. Um von der anderen Seite biegen zu können, muss die Up-and-Down-Biegewange den gebogenen Schenkel umfahren. Der MAK4 Evolution UD stehen dabei beispielsweise 190 Millimeter zur Verfügung. Mehr ist nicht möglich, da wir es sonst mit einem zu langen Hebel zu tun bekommen. Ist der bereits gebogene Schenkel länger als der maximale Umfahrungsradius, muss das Blech zurückgezogen und nach dem Positionswechsel der Biegewange neu angeschlagen werden. Abgesehen von der umständlichen Handhabung besteht dabei die Gefahr, dass sich durch das wiederholte Anschlagen Toleranzen zu einem Fehler aufsummieren. Das Problem mit den langen Schenkeln, die nicht umfahren werden können, betrifft spezielle Produkte wie zum Beispiel individuell gefertigte Trapezbleche. Die Idee einer Maschine mit zwei Biegewangen hat uns schon lange fasziniert, aber die Frage war natürlich: Lohnt sich der Aufwand? Gibt es einen Markt? Mehrere Gespräche auf Messen gaben dann im Jahr 2019 den Ausschlag dafür, eine solche Entwicklung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Vor zwei Jahren kamen konkrete Anfragen, die uns überzeugten: ja, eine solche Maschine braucht es.
Welcher Anwendungsfall hat Sie überzeugt?
Ich darf die Kunden leider derzeit noch nicht nennen, aber so viel kann ich andeuten: Es geht um spezielle Gehäuse für Rechenzentrumsbauten. Weitere Anwendungen, für die die Evo Duo Bend konkret gebraucht wird, sind Teile für den Plattformbau von Off-Shore-Windkraftanlagen und große Trocknungsanlagen. Kürzlich kamen Interessenten aus dem Fahrzeugbau in den USA hinzu.
Welche Herausforderungen musste die Schröder Group bei der Konstruktion der neuen Maschine bewältigen?
Für uns war klar, dass wir die äußerst verwindungssteife robuste Konstruktion der MAK4 Evolution UD als Basis nehmen und alle Vorteile dieser Maschine auch mit der neuen anbieten würden. Dazu gehört der großzügige Oberwangenhub und bis zu 500 mm hohe Werkzeuge, die die Fertigung von vierseitigen Boxen mit einer Tiefe von 500 mm erlauben. Auch der innovative automatische Werkzeugwechsler sollte wieder zum Einsatz kommen. Eine Frage war zunächst, wie der Wechsel zwischen den beiden Biegerichtungen vonstattengehen sollte. Wir haben uns dazu entschieden, beide Biegewangen fix an einer Kulisse anzubringen, die vertikal verfährt, um die Biegewangen in Position zu bringen. Ein Problem, das wir lösen mussten, war, die obere Biegewange so zu platzieren, dass sie die Oberwange nicht behindert. Die größte Herausforderung ergibt sich aber bei Maschinen dieser Klasse durch die Massenträgheit – immerhin wiegt jede Biegewange über drei Tonnen und die werden mit über 100 Millimeter pro Sekunde bewegt. Wir haben bei den Antrieben schnelle Kugelumlaufspindeln mit hydraulischen Bremsen kombiniert, um Sicherheit und Präzision der agilen Schwenkbewegungen zu garantieren.
Wieviel MAK4 Evolution UD steckt in der Evo Duo Bend und wie wirkt sich der neue Ansatz auf den Preis aus?
Die Maschinen sind zu etwa 80 Prozent identisch, und die Evo Duo Bend ist tatsächlich nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent teurer als ihre Schwester. Wer Produkte fertigt, die er wegen der Limitation des Umfahrungsradius immer wieder neu anschlagen muss, für den amortisieren sich die Mehrkosten in kurzer Zeit, denn die Minimierung der Prozesszeiten ist spektakulär. Ein getestetes Trapezblech brauchte eine Bearbeitungszeit von 60 Minuten auf einer MAK4 Evolution UD. Mit der Evo Duo Bend erreichen wir eine Prozesszeit von fünf bis sieben Minuten.