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Foto: Trumpf
Ausführliche Gespräche und zahlreiche Workshops haben ein unerwartetes Ergebnis gebracht.  Thomas Goswin, Geschäftsführer der Schrag Gruppe (2. von rechts) erklärt: „Mir ging es darum die beste Lösung zu finden, und die haben wir im Team erarbeitet.“

Unternehmen

Gut beraten: Automatisierung mit den Experten geplant

Die Idee: Wettbewerbsvorteile durch Automatisierung. Für die Planung holte sich ein Geschäftsführer Unterstützung bei den Smart Factory Experten von Trumpf. 

Mit der Errichtung eines neuen Produktionsstandorts wollte Schrag-Geschäftsführer Thomas Goswin den Geschäftsbereich Kantprofile stärken und holte sich dafür namhafte Automatisierungs-Expertise aus der Branche. Nach intensiven Analysen und Gesprächen mit den Smart Factory Consultants von Trumpf sind sich alle einig: Es gibt eine überzeugende Alternative zum Neubau.

Thomas Goswin ist nicht der Typ, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Kein Wunder, dass sein in vierter Generation familiengeführtes Unternehmen Schrag mit Sitz im nordrhein-westfälischen Hilchenbach seit Jahren erfolgreich ist. Bei der Entwicklung und Produktion von Komponenten für den industriellen Hallenbau gehört Schrag zu den Marktführern. Damit das so bleibt, hinterfragt er regelmäßig die Ausrichtung seiner Unternehmensgruppe und der einzelnen Geschäftsfelder. Im größten Geschäftsfeld Kantprofile, sieht er Optimierungspotenzial, denn der Markt ist hart umkämpft. Schrag produziert mit vier deutschen und zwei Auslandsstandorten stets nah an den Kunden. Das ist gut für sie, aber auch eine komplexe Herausforderung, wenn es darum geht, bestehende Prozesse weiterzuentwickeln oder gar komplett umzustrukturieren. Goswin präzisiert: „Bei allen Entscheidungen müssen wir die Belange jedes einzelnen Standorts berücksichtigen, aber das immer mit Blick auf das Wohl der Gesamtgruppe.“

Tempo durch Automatisierung

2017 startet Goswin daher einen strategischen Prozess zur Positionierung der gesamten Schrag Gruppe über alle Geschäftsfelder hinweg. Das Hauptaugenmerk liegt auf Kantprofilen für die Baubranche. Goswin fasst das Ergebnis zusammen: „Im Bau dominieren Termingeschäfte. Für unsere Kunden stehen neben Qualität und Kosten vor allem kurze Lieferzeiten im Fokus. Mit ein, zwei Tagen Vorsprung können wir uns vor dem Wettbewerb positionieren. Aber das gelingt nur durch Automatisierung.“ Das ist bei auftragsbezogenen, überwiegend kundenindividuell gefertigten Kantprofilen allerdings kein leichtes Unterfangen. Aber Goswin und sein Team identifizieren Teile, die durchaus eine gewisse Wiederholhäufigkeit aufweisen: die sogenannten Pfetten und Riegel für die Unterkonstruktion im Hallenbau. Wenn Schrag diese Teile künftig teilweise aus den bestehenden Standorten abzieht und in einem ganz neuen Werk automatisiert fertigt, kann die Effizienz erhöht werden. Und damit lässt sich das Ergebnis des Unternehmens steigern. Der neue Standort, so die Idee, soll das modernste Produktionswerk für Leichtbauprofile in Europa werden. Bei der praktischen Umsetzung dieses Großprojekts will sich Thomas Goswin aber nicht nur auf die eigene Expertise verlassen: „Wir sind keine Automatisierungsspezialisten und mir war klar, dass die Umstrukturierung der Standorte und der Aufbau eines komplett neuen Produktionsstandorts eine Menge an Prozessveränderungen mit sich bringen würden. Also brauchten wir externe Unterstützung.“

Gemeinsame Philosophie schafft Vertrauen

Thomas Goswin wendet sich an seinen Ansprechpartner in der Geschäftsleitung bei Trumpf, schildert sein Vorhaben und bittet um eine Empfehlung für ein Beratungsunternehmen. Goswin erzählt: „Er hat mir dann das Smart Factory Consulting Konzept von Trumpf vorgestellt.“ Hier beraten und begleiten Trumpf Experten Blechbearbeiter auf ihrem Weg zur Smart Factory. Die Consultants punkten mit umfangreichem Know-how im Bereich der Blechbearbeitung und haben Erfahrung rund um das Thema Digitalisierung und Fabrikplanung. Thomas Goswin ist begeistert: „Mir hat gefallen, dass die Trumpf Consultants aus der Blechwelt kommen. Denen muss ich nicht erst erklären was ein Kantprofil ist. Allerdings hatte ich doch meine Zweifel an dem Versprechen, dass die Beratung durch Trumpf neutral, also hersteller- und maschinenunabhängig sei.“ Die Erklärung zur Motivation, die hinter dem Smart Factory Consulting steht, hat Thomas Goswin aber überzeugt: „Trumpf will Kunden neben guten Maschinen weitere Mehrwerte bieten, damit sie erfolgreich bleiben und damit auch Trumpf. Diese Einstellung deckt sich komplett mit unserer Unternehmensphilosophie. Also habe ich Trumpf den Vertrauensvorschuss gegeben.“

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Foto: Trumpf
Schrag-Chef Thomas Goswin ist begeistert vom Verlauf der Beratung durch die Smart Factory Consultants von Trumpf. „Mir hat gefallen, dass die Kollegen von Trumpf aus der Blechwelt kommen. Ihnen mussten wir nicht erst erklären, was ein Kantprofil ist“.

Branchenkenntnis im Gepäck

Im Februar 2020 findet der Kick-off des Projekts in Hilchenbach statt. Goswin stellt ein Projektteam zusammen, bestehend aus allen Standortleitern, dem Technischen Leiter, dem IT-Leiter sowie weiteren Kollegen aus den Bereichen Produktion, Vertrieb und IT: „Es ging mir darum, möglichst viele Kollegen mit ihrem spezifischen Fachwissen an Bord zu holen. Gleichzeitig sind die Mitglieder der Projektgruppe Multiplikatoren, die die Ergebnisse ins Unternehmen tragen. Alle sollen sich von Anfang an eingebunden fühlen.“

Phase eins des von Trumpf vorgesehenen Vier-Stufen-Fahrplans steht ganz im Zeichen von Ist-Analysen an allen vier Standorten. Was produzieren sie? Welche Technologien werden dafür eingesetzt? Wie funktionieren Produkte und Zielgruppen an den jeweiligen Standorten? Welche Best Practices lassen sich auch an anderen Standorten implementieren? Schon hier überzeugen die Trumpf Consultants Dominique Hensel und Robert Herold mit der analytischen Methodik, mit der sie die Sache angehen. Sie nehmen sich vier Monate Zeit für ausführliche Gespräche mit allen Standortleitern. Mit dem Swimlane-Analyse-Tool visualisieren sie die Informationsflüsse innerhalb jedes Standorts von der Anfrage über die Produktion bis zur Rechnungsstellung und zeigen Optimierungspotenziale auf. Mithilfe des sogenannten Sankey-Diagramms analysieren die Consultants darüber hinaus die Materialflüsse. In den Projektphasen zwei und drei beziehen die Consultants die von Schrag zur Verfügung gestellte Datenbasis eines kompletten Produktionsjahrs in ihre Untersuchungen mit ein.

Robert Herold erklärt: „Unser Ziel war es, übergreifende Prozesse zu identifizieren, die sich automatisieren lassen.“ Thomas Goswin ist beeindruckt: „Das ist ihnen in kürzester Zeit gelungen. Durch ihr umfangreiches Branchenwissen und ihre Fähigkeit, die Ergebnisse der Analysen professionell zu präsentieren, haben die Trumpf Consultants auch die Schrag-Kollegen überzeugt, die zunächst eine gewisse Beraterskepsis zeigten.“

Richtungswechsel

Während immer mehr Zahlen auf den Tisch kommen, machen sich die Mitglieder des Projektteams und die Trumpf Consultants zunehmend Gedanken über Alternativen zum Bau eines neuen Produktionsstandorts. Dominique Hensel: „In Phase zwei haben wir verschiedene Fertigungsszenarien unter die Lupe genommen und es hat sich herauskristallisiert, dass der Ausbau und die Vernetzung der bestehenden Standorte einen größeren Mehrwert für die Schrag Gruppe liefern als ein Neubau. Der Standort Seevetal bei Hamburg hatte ein nicht genutztes Grundstück und war ohnehin schon stark auf die Fertigung von Pfetten und Riegeln spezialisiert. Platz und das notwendige Know-how war also vorhanden. Warum also nicht diesen Standort ausbauen und für die automatisierte Fertigung fit machen?“

Robert Herold ergänzt: „Unter dem Einfluss der Corona-Pandemie war ein Neubau ohnehin eine gewagte Investition, abgesehen davon hätte der Aufbau eines neuen Werks von der Erschließung des Grundstücks bis zur Inbetriebnahme mit Sicherheit drei bis vier Jahre gedauert.“ Wirtschaftlichkeitsberechnungen untermauern die Empfehlung der Trumpf Experten und Thomas Goswin ist überzeugt: „Ich habe von Anfang an betont, dass ich ergebnisoffen in die Planung gehe. Die von den Consultants gelieferten Argumente und die gemeinsam erarbeitete Faktenbasis waren einleuchtend.“ Im September 2020 ist es entschieden: Die Pläne für den Bau eines neuen Produktionsstandorts sind vorerst vom Tisch.

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Foto: Trumpf
Als Alternative zum ursprünglich geplanten Neubau favorisieren die Smart Factory Consultants sowie die Mitglieder der Schrag-Projektgruppe den Ausbau des bestehenden Standorts Hamburg Seevetal. 

Reicht es für alle?

Jetzt geht’s für alle Beteiligten in die Detailplanung. Die Schrag-Projektgruppe unterstützt die Consultants Hensel und Herold bei der Suche nach den Produkten, die künftig in Seevetal produziert werden sollen. Goswin erinnert sich: „Die Aussicht, einen bestehenden Standort auszubauen, führte nochmal zu einer ganz anderen Dynamik in der Sache. Jeder brachte sich und seine Ideen ein.“ Auf der Grundlage der Produktionsdaten der Standorte fiel die Entscheidung, Großaufträge von Pfetten und Riegeln künftig in Hamburg zu produzieren. Goswin erklärt: „Diese Teile lassen sich in großen Mengen effizient automatisiert fertigen. Kleinere Bestellmengen sowie Teile mit aufwändigen Geometrien fertigen wir weiterhin an den einzelnen Standorten selbst.“ Hensel und Herold berechnen, wie hoch die Mengen sind, die jeder Standort an Seevetal abgeben kann. Dazu kommen die Tonnagen, die Schrag ohnehin schon in Hamburg produziert. Das Ergebnis: Die Investition für den Ausbau Seevetal lohnt sich. Die Leiter der anderen Standorte atmen auf – was sie an Aufträgen abgeben werden, stellt die Existenz der Niederlassungen nicht in Frage. Im Gegenteil: Sie gewinnen Kapazitäten für eine Spezialisierung auf Sonderprofile.

Fremde Technologie – na und?

Das „was“ ist gesetzt, aber womit lassen sich große Pfetten und Riegel in Seevetal fertigen? Herold und Hensel reisen nach Polen und schauen sich im dortigen Schrag-Kantprofilwerk eine Rollprofilieranlage eines italienischen Herstellers an. Herold ist begeistert: „Diese Technologie bietet Trumpf nicht an und es hat uns beeindruckt, wie durchgängig automatisiert diese Anlage ist. Der Zeitaufwand vom Einführen des Coils bis zum fertigen Profil beträgt nur einige Sekunden. Das ist unschlagbar schnell.“ Die Consultants erarbeiten Mengengerüste und erstellen Auslastungsszenarien. Anhand dieser Ergebnisse untersuchen sie gemeinsam mit der Schrag-Projektgruppe Möglichkeiten zur weiteren Effizienzsteigerung der Anlage. Goswin gibt die Anforderungen an den Hersteller weiter und die Rollprofilieranlage für den Standort Seevetal in Auftrag.

Doch einen Nachteil hat auch die neue Anlage: sie kann nur bestimmte Geometrien fertigen. Kein Problem, sagen die Consultants. Gemeinsam mit den Trumpf Fachexperten aus der Projektierung und dem Vertrieb planen sie für Seevetal die Anschaffung einer 12,5-m-Presse von Trumpf, die bei der Fertigung von Sonderprofilen zum Einsatz kommt. Das ergibt Sinn, so Herold: „Bei einem Großauftrag sind häufig auch Sonderprofile dabei. Es wäre nicht zielführend den Auftrag zu teilen und diese Profile an einem anderen Standort zu fertigen. Seevetal muss in der Lage sein, die Aufträge zusammenhängend abzudecken.“ Und Thomas Goswin freut es: „Das hebt uns von unseren Wettbewerbern ab – die arbeiten entweder mit Rollprofilieranlagen oder mit Pressen. Wir kombinieren in Seevetal jetzt erstmals die Vorteile beider Technologiewelten.“

Experten mit Prozess- und Technologiewissen

Anfang März rücken in Seevetal die Bagger an. Im Erweiterungsbau werden zwei Fertigungsstränge installiert. Der Rollprofilieranlage für die Standardbearbeitung steht eine erweiterte Pressenfertigung inklusive der neuen 12,5-m-Presse für Sonderprofile gegenüber. Beide Produktionsstränge sind direkt an ein ebenfalls neu gebautes Coillager angebunden. Herold erklärt: „Die Profilieranlage arbeitet so schnell, dass der Materialnachschub essenziell ist. Das bestehende Coillager war dafür nicht ausgelegt.“ Um die Coils und die langen Profile effizient an- und abliefern zu können, ist eine neue LKW-Umgehung Bestandteil des Plans. Und weil der neuen Zufahrt das bestehende Bürogebäude im Weg stand, plante das Projektteam dafür einen Neubau. Der Produktionsstart ist für März 2022 geplant. Dominique Hensel: „Dieses Projekt hatte für uns eine ganz neue Dimension. Das klassische Trumpf Portfolio passte bei diesem Projekt nicht. Aber es hat sich gezeigt, dass unser kombiniertes Prozess- und Technologiewissen, die Basis für die Weiterentwicklung von Schrag ist.“

Auch Details sind wichtig

In den kommenden Monaten legen die Trumpf Consultants gemeinsam mit dem Schrag-Projektteam die Spielregeln für die künftigen Abläufe fest. Thomas Goswin erklärt: „Wir müssen klären, wie genau die Auftragsvergabe nach Hamburg künftig läuft und wo welche Zuständigkeiten liegen. Also wer etwa die Programmierung von Teilen übernimmt, die in Hamburg gefertigt werden. Wichtig ist uns bei allen Überlegungen, dass unsere Kunden einerseits von schnelleren Lieferzeiten profitieren, wir andererseits aber keine Abstriche bei den Vorteilen unserer dezentralen Struktur machen müssen. Jeder Kunde hat nach wie vor seinen gewohnten Ansprechpartner vor Ort.“

Wer genau hinsieht, deckt vieles auf

Aus den Standortanalysen der Trumpf Consultants ergeben sich auch zahlreiche Teilprojekte, die Thomas Goswin zeitnah angehen will. „Es gibt einige Bereiche, in denen wir mehr Transparenz schaffen und effizientere Prozesse etablieren können.“ Die Entlastung der Standorte schafft zudem Raum für Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen. Sein großes Ziel ist die Vernetzung aller Standorte. Es gibt also noch viel zu tun und die Zusammenarbeit der Trumpf Consultants mit dem Schrag-Projektteam geht in den kommenden Monaten intensiv weiter. Aber Goswin zieht schon jetzt ein positives Resümee: „Ich bin beeindruckt davon, was wir in so kurzer Zeit umgesetzt haben. Die Trumpf Consultants haben meine Erwartungen voll erfüllt. Ihre Expertise und ihre neuen Blickwinkel haben die für uns beste Lösung gebracht. Während des ganzen Prozesses hatte ich nie das Gefühl, dass sie durch die blaue Trumpf Brille blicken“, er zwinkert und lacht: „Es gibt wirklich nichts zu meckern.“

Monika Unkelbach

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