CO2-neutrale Lösemittel lautet das Ziel der Richard Geiss GmbH. Diesem Ziel ist der Lösemittelspezialist aus Offingen nun einen großen Schritt nähergekommen – und zwar dank des Umbaus des hauseigenen Drehrohrofens. In dem Drehrohrofen werden Destillationsrückstände aus dem Aufarbeitungsprozess der Lösemittel thermisch vor Ort verwertet. Die dadurch entstehende Energie nutzt die Richard Geiss GmbH wiederum für die Lösemittelaufbereitung und reduziert mit dem Konzept „Waste to Energy“ ihren Gasverbrauch um rund ein Viertel. Auch der CO2-Fußabdruck wird dadurch geringer, und zwar um 1.482 t pro Jahr.
Mammut-Projekt
Für den Komplettumbau des Drehrohrofens hat das Familienunternehmen jüngst 2,1 Mio. EUR investiert. „Wir haben unser Mammut-Projekt ‚Ofen-Modernisierung‘ erfolgreich gestemmt und so einen Meilenstein auf unserem Weg zu CO2-neutralen Lösemitteln gesetzt. Denn eine CO2-reduzierte Produktion wirkt sich eben nicht nur positiv auf den CO2-Fußabdruck unseres Unternehmens aus, sondern letzten Endes auch auf die CO2-Bilanz unserer Produkte. Das ist natürlich auch für unsere Kunden und ihr Umweltmanagement interessant“, erklärt Bastian Geiss, geschäftsführender Gesellschafter der Richard Geiss GmbH.
CO2-Fußabdruck der Lösemittel-Rezyklate reduziert
Bereits seit Jahrzehnten betreibt der Lösemittelspezialist aus Offingen Kreislaufwirtschaft. Einige der Destillate sparen bis zu 90 % CO2 im Vergleich zu Frischware. Bis zu 50.000 t Altware kann die Richard Geiss GmbH pro Jahr am Standort in Offingen zu hochreinen Destillaten aufarbeiten. „Dass wir dank des modernisierten Drehrohrofens nun rund ein Viertel der Energie für den Destillationsprozess bei uns am Standort selbst erzeugen und dadurch Gas einsparen, reduziert den CO2-Fußabdruck unserer Lösemittel-Rezyklate enorm“, verdeutlicht Bastian Geiss. Durch die Modernisierung des Drehrohrofens hat sich auch der Umfang der Stoffe, die dort verwertet werden können, deutlich erweitert. Das hat auch die Verbrennungskapazität verdoppelt: von 3.000 t auf 6.000 t pro Jahr. So spart der Spezialist zudem Transportwege.
So kann es gehen
„Wir zeigen, wie es anders gehen kann: mit Kreislaufwirtschaft und eigen produzierter Energie“, betont Bastian Geiss. Eine Studie des Verbands der chemischen Industrie (VCI) aus dem Jahr 2019 unterstützt diese Aussage: Eine treibhausgasneutrale Chemie in Deutschland ist technologisch möglich; der Schlüssel zu 0 CO2 liegt dabei vor allem in der Art der Energieversorgung. Aktuell kommt diese noch zu großen Teilen aus fossilen Energieträgern. „Alle wollen eine klimaneutrale Industrie: die Bundesregierung bis 2045, die EU bis 2050. Gerade die Chemieindustrie steht vor großen Umwälzungen und muss an verschiedensten Stellschrauben drehen, um dieses Ziel zu erreichen“, schließt Bastian Geiss.
(sms)