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Foto: 247TailorSteel

Interviews

"Blech ist meine DNA"

Interview mit Carel van Sorgen, Gründer von 247TailorSteel, über seine Erfolgsrezepte und Sophia, das Softwaresystem hinter dem Jobshop.

Ein Unternehmer, wie er im Buche steht: dynamisch, investitionsfreudig, am Puls der Zeit und mit einem großen Ohr für die Mitarbeiter. Der geschäftliche Erfolg gibt Carel van Sorgen, Gründer von 247TailorSteel, dem niederländischen Marktführer für lasergeschnittene Bleche und Rohre, Recht. Auch in Deutschland gibt es bereits einen großen Produktionsstandort mit zehn Laserschneidanlagen in Oyten. Das Unternehmen plant neben der Expansion in Deutschland europaweit 150 weitere Standorte. Im Interview in Oyten erläutert Carel van Sorgen seine Vision.

Herr van Sorgen, was ist das Rezept für Ihren unternehmerischen Erfolg?

Carel van Sorgen: Das werde ich im Detail wohl besser nicht verraten! Nur so viel: Es ist eine Mischung aus mehreren elementaren Zutaten. Dazu gehört unser innovatives Geschäftsmodell, das in der Digitalisierung des gesamten Bestell- und Abwicklungsprozesses besteht, 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Investitionsfreude ist ein wichtiger Baustein. „Think big“ ist mein Motto. Ohne klare Vision lassen sich keine Erfolge erzielen. Und zu guter Letzt: Schauen Sie sich um, haben Sie eine solche Produktionshalle schon einmal gesehen? Komplett weiß, sauber, begrünt. Dass wir einen Wohlfühlarbeitsplatz für unsere Mitarbeiter schaffen, ist uns sehr wichtig.

24/7 ist Ihr Geschäftsmodell. Wie muss ich mir das genau vorstellen? Was steckt dahinter?

Carel van Sorgen: Das ist genau die richtige Frage. Dahinter steckt „Sophia“, unser web-basiertes „Sophisticated Intelligence Analyser“-System. Über das System können unsere Kunden zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie am Wochenende Angebote erhalten und Bestellungen aufgeben. Der Kunde gibt seine Daten ein, lädt gegebenenfalls Konstruktionszeichnungen hoch, und nach zwei Minuten liegt der Angebotspreis vor. Die darauf erfolgende Bestellung verarbeitet Sophia umgehend. Automatisch werden dadurch eventuelle Lieferprozesse bei unseren Materiallieferanten angestoßen, falls Ware bei ins nicht vorrätig sein sollte. Schließlich veranlasst das Software-System auch den eigentlichen Blechzuschnitt aus unseren Standardblechen, die alle ein Maß von 3 mal 1,5 Metern haben. Das heißt, dass wir nur kundengenau produzieren, in Stückzahl und Form, ob Blech oder Rohr, in über 180 verschiedenen Blecharten und -dicken.

Welche Kunden profitieren von Ihrem On-Demand-Service?

Carel van Sorgen: Wir haben fast 5.000 Kunden, überwiegend kleinere Betriebe der metallverarbeitenden Industrie, häufig unter 50 Mitarbeitern. Gerade Bestellvorgänge bei Lieferanten – mit Angebotsanfragen und Kalkulationen bis zur tatsächlichen Lieferung – bedeuten für kleinere Betriebe einen erheblichen Zeit- und Effizienzverlust. Sie schätzen daher unsere Schnelligkeit und absolute Verfügbarkeit. Wenn die normalen Geschäftszeiten enden, verzeichnen wir einen Anstieg der Bestellungen, dann haben Geschäftsführer von Kleinunternehmen die Muße für Bürotätigkeiten. Selbst am 1. Weihnachtstag hatten wir schon Auftragseingänge!

Und davon immer mehr – Ihr Wachstum ist enorm. Das bedeutet auch hohe Investitionen. In Maschinen wie auch in Menschen.

Carel van Sorgen: Richtig, man muss groß denken, Visionen haben. Unser Ziel sind 150 Standorte in ganz Europa. Und dafür brauchen wir natürlich auch die entsprechenden Mitarbeiter. Maschinen kaufen kann jeder, eine Halle bauen ebenfalls. Wir haben darüber hinaus aber auch noch unsere künstliche Intelligenz Sophia und geschulte, engagierte Mitarbeiter.

Welche Qualifikationen muss ein Mitarbeiter bei 247 mitbringen?

Carel van Sorgen: Begeisterung, Loyalität, Lernfähigkeit, Neugierde. Die Tätigkeiten in der Produktion kann man erlernen, aber die genannten Eigenschaften, die muss man bereits haben. Darüber hinaus werden neue Mitarbeiter gründlich geschult und in die Blechverarbeitung eingeführt. Mir ist wichtig, dass die Mitarbeiter ihren Freiraum haben. Sie können bei uns sehr viel bewegen – wenn sie es selbst wollen und das Ganze aktiv gestalten. Das ist nicht immer ganz einfach für Mitarbeiter, gerade hier in Deutschland, wo oft sehr hierarchische Strukturen gepflegt werden. Aber darauf bin ich nicht aus. Wir wollen die Firma gemeinsam nach vorne bringen, das kann ich nicht allein.

Was hat es mit den Bäumen zwischen den Laserschneidanlagen auf sich? Eine ungewöhnliche Optik in einer Produktionshalle.

Carel van Sorgen: Ich nenne das Sozialinnovation. Es geht nicht nur um die Technik oder die Ausbringung. Für uns steht der Mensch, der die Technik bedient, im Mittelpunkt. Je wohler sich ein Mitarbeiter bei uns fühlt, desto zufriedener ist sie oder er. Nicht zuletzt belohnen wir auch tolle Geschäftsergebnisse. Quartalsweise gibt es Bonuszahlungen, einheitlich für jeden Mitarbeiter, eben je nach Umsatzergebnis.

Klar ist auch: Wenn wir Roboter anschaffen und Prozesse automatisieren, bedeutet der technologische Fortschritt bei uns keine Entlassung von Mitarbeitern, niemals. Wir wollen mit denselben Leuten mehr erreichen und nicht mit weniger Leuten dasselbe Ergebnis erzielen.

Sie haben 247TailorSteel 2007 gegründet. Was haben Sie vorher gemacht?

Carel van Sorgen: Ich bin im Blech geboren! Meine DNA ist Blech. Mein Vater hatte eine Firma in der Blechverarbeitung, die ich nach meinem Maschinenbaustudium übernommen und von 40 Mitarbeitern auf über 300 Mitarbeiter ausgebaut habe. 1998 verkaufte ich die Firma, um einen ganz anderen Weg in der Hotellerie einzuschlagen – ich wage gerne einmal etwas Neues. Aber all die folgenden Jahre habe ich immer an Blech gedacht. Und an die Systeme. 2006 begann ich mit einer Gruppe von Software-Entwicklern meine Ideen eines online-basierten digitalen Steuerungsprozesses in die Tat umzusetzen. Es war schwierig, Mitstreiter zu finden, die die Lasermaschinen besaßen und die Produktion übernehmen wollten. Also entschied ich kurzerhand, den kompletten Prozess selbst in die Hand zu nehmen und gründete 2007 mit zwei langjährigen Weggefährten 247TailorSteel.

Bei Ihrem Innovationsgeist gibt es sicherlich neue Ideen für die Zukunft? Was ist abgesehen von der Standortexpansion geplant?

Carel van Sorgen: In den vergangenen elf Jahren haben wir sehr viele Erfahrungen im Markt gesammelt, Wissen über Materialien, Maschinen, Gebrauch, aber wir nutzen dieses Wissen noch zu wenig für unsere Kunden. Damit wollen wir nun beginnen. Ich nenne das Management-Information. Wir möchten die Kunden auf Basis der Daten, die wir mit Sophia automatisch erheben, beraten: Was kann ich künftig verbessern? Wo kann ich Material einsparen, um Abfall zu vermeiden? Welche Arten von Blechen und Dicken sind besser geeignet? Uns schwebt eine Art Dashboard vor, bei dem der Kunde in einem Ampelsystem erkennen kann, was gut lief und wo Verbesserungspotenzial besteht.

Das ist der Weg, den wir mit Sophia und unserer Vorstellung von künstlicher Intelligenz einschlagen wollen. Wir nutzen diese künstliche Intelligenz schon intensiv, wollen das aber noch ausbauen. Zur bestmöglichen Kooperation zwischen Mensch und Maschine.

Herr van Sorgen, vielen Dank für das Gespräch.

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