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Die Quittenbaum GmbH sieht in kleinen, komplexen Stanzteilen die Zukunft des Betriebs.
Foto: Bruderer
Die Quittenbaum GmbH sieht in kleinen, komplexen Stanzteilen die Zukunft des Betriebs.

Trenntechnik

An der Grenze des Machbaren

Mit viel Erfahrung und neuester Technik testet die Quittenbaum GmbH oftmals ihre Grenzen. Die waren nun erreicht: Das Unternehmen investierte in eine zweite Produktionsstätte.

Wer an das idyllische Berchtesgaden denkt, verbindet nicht unbedingt Hightech Firmen damit – doch es gibt sie. Eine ist die kleine, aber feine Werkzeugschmiede und Stanzerei Quittenbaum. Der Spezialist für komplexe Stanzteile im Miniaturformat hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1982 bereits in vielen Branchen einen Namen gemacht. Letztes Jahr hatte das Unternehmen dann gleich mehrere Gründe zu feiern. Zum einen stand das 40-jährige Jubiläum mit rund 100 Mitarbeitern an. Zum andern wurden erstmalig 1,2 Mrd. Stanzteile produziert. „Dabei stoßen wir langsam an die Kapazitätsgrenzen unseres Standorts. Wenn die Genehmigungsverfahren abgeschlossen werden können, starten wir mit dem Bau einer zweiten Produktionsstätte“, so Günther Schöfegger. Der gebürtige Österreicher leitet seit einigen Jahren das Unternehmen.

Produktion wird entzerrt

Die neue Produktionsstätte umfasst zirka 3.000 m² und befindet sich gegenüber des Außenlagers. „Dort planen wir mittelfristig zu unseren bisherigen zwölf Bruderer-Hochleistungs-Stanzautomaten weitere acht Bruderer-Stanzautomaten in Betrieb zu nehmen. Das entzerrt unsere Produktion und steigert zusätzlich unsere Not- und Ausfallsicherheit.“ Wenn Günther Schöfegger von Leistung spricht, ist in erster Linie Qualität und Präzision innerhalb der gesamten Prozesskette gemeint – auch die des Kunden. „Wenn wir einen Auftrag für ein komplexes Stanzteil erhalten, setzen wir uns mit dem Kunden an einen Tisch und besprechen von der Fertigung bis hin zur Weiterverarbeitung sämtliche Schritte. Dem Kunden bringt es wenig, wenn er Teile erhält, die nicht zu 100 Prozent für die Weiterverarbeitung auf seine Technik abgestimmt sind. Bis zur Abnahme in die Maschine des Kunden fühlen wir uns für unsere Stanzteile verantwortlich. Das gibt Sicherheit und wird von den Kunden geschätzt.“

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Quittenbaum will in acht weitere Bruderer-Stanzautomaten investieren.
Foto: Bruderer
Quittenbaum will in acht weitere Bruderer-Stanzautomaten investieren.

Neueste Technik aus Tradition

Neben gut ausgebildeten Mitarbeitern setzt die Quittenbaum GmbH sowohl im Werkzeugbau als auch in der Fertigung konsequent auf die neueste Technologie. Und das bereits seit vielen Jahren. So führte das Unternehmen als eines der ersten in der Branche einen Computertomografen innerhalb der Messtechnik ein. „Das hat uns und unseren Kunden eine enorme Zeitersparnis verschafft“, erläutert Günther Schöfegger. „Früher mussten seitenweise Daten von uns und anschließend bei unseren Kunden ausgewertet und miteinander verglichen werden. Das hat oft Wochen gedauert. Heute senden wir die auf dem Zeiss Metrotom erstellten Rot-Grün-Abgleiche an unsere Kunden und sie sehen sofort, wie genau die Konstruktion und das Stanzteil miteinander übereinstimmen – und das ganzheitlich.“ Optische Messverfahren stoßen bei Freiformflächen und gerollten Teilen immer wieder an ihre Grenzen.

Kleine, komplexe, lasergeschweißte Stanzteile

Auch im Werkzeugbau der Quittenbaum GmbH kommen modernste Maschinen zum Einsatz. So verfügt das Unternehmen über alle gängigen Fertigungsverfahren, um hochpräzise Werkzeugkomponenten herzustellen. „Von den Normteilen abgesehen, sind wir in der Lage, unsere Werkzeuge zu 100 Prozent im eignen Haus zu fertigen. Das verschafft uns einen hohen Grad an Flexibilität. Zudem versuchen wir so wenig Fertigungs-Know-how wie möglich nach außen zu geben. Nur wenn wir es schaffen, einen wirtschaftlich rentablen Werkzeugbau in Deutschland zu führen, können wir auch neues Know-how generieren.“ Vergangenes Jahr kamen die ersten Folgeverbundwerkzeuge mit Green-Laser Technologie und Linearmotoren zum Einsatz. „Kleine, komplexe, lasergeschweißte Stanzteile sind die Zukunft und unsere Spezialität“, so Günther Schöfegger. „Hier bekommen wir aus der Automobilindustrie und anderen Bereichen immer mehr Anfragen.“

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Intelligente Fertigung

Das Stichwort Technik und Schnelligkeit ist ein elementarer Bestandteil innerhalb der Betriebsabläufe und Prozesse bei Quittenbaum. Martin Hillebrand, seines Zeichens die rechte Hand von Günther Schöfegger, leitet verantwortlich die Digitalisierung des Unternehmens. „Wir haben bereits 2015 begonnen, die Daten aus den Produktionsprozessen für uns konsequent nutzbar zu machen“, erklärt Martin Hillebrand. Der Grundgedanke einer digitalen Fertigung sei, dass alle an einem Prozess beteiligten Wertschöpfungsteilnehmer wie Maschine, Werkzeug, Produkt und Peripherie so intelligent sind, sich selbst zu steuern, sich untereinander zu vernetzen und mit dem Menschen zusammenzuarbeiten. „Aus diesem Grund kommen bei uns digitale Zwillinge zum Einsatz. Diese können mit einem auf die Art und Technologie abgestimmten Steuerungsalgorithmus versehen und ‚intelligent‘ gemacht werden.“

Informationsquelle Intranet

So informiert zum Beispiel das Werkzeug bei Quittenbaum die entsprechenden Mitarbeiter eigenständig über Soll-Ist Abweichungen beim Rüsten, zeigt den aktuellen Stand bis zum nächsten Wartungsintervall, informiert das Optimierungsteam bei zu langer oder zu häufiger Stillstandszeit, schickt Notizen an die entsprechenden Mitarbeiter bei der Auftragsanmeldung im Werkzeugbau oder der Stanzerei und stößt Freigabeszenarien an. „Jeder Mitarbeiter kann sich zudem über sein Intranet ganz individuell Informationen zu Produktionsmengen, Wartungsintervallen, Standzeiten, Regelkarten, Dokumentenänderungen und mehr zusammenstellen und wird zum richtigen Zeitpunkt informiert. Bei über 200 Produkten, die immer wieder auf unterschiedlichen Bruderer Stanzautomaten gefertigt werden, spart das am Ende viel Zeit und Fehlerpotenzial ein.“ Aus Sicht von Martin Hillebrand hat Quittenbaum durch die Digitalisierung aller Wertschöpfungsteilnehmer einen großen Innovationsvorsprung geschafft. So konnten die letzten Jahre viele Fertigungsstunden eingespart werden. Vom hohen Automatisierungsgrad durch digitale Laufkarten und Prozesssteuerung profitieren auch die Kunden von Quittenbaum. „Wenn ein Kunde nach dem Stand seiner bestellten Produkte fragt, können wir ihm sofort den aktuellen Produktionsstand mitteilen und wie lange es noch dauert“, so Günther Schöfegger. „Mit so einer schnellen und exakten Antwort rechnen oft viele Kunden gar nicht.“

„Die Grenzen des Machbaren“

Die Fokussierung innerhalb der Produktion auf Bruderer Hochleistungs-Stanzautomaten mit einer Presskraft zwischen 280 bis 510 KN hat auch mit dem hohen Digitalisierungsgrad des Unternehmens zu tun. Aus diesem Grund liegt das Durchschnittsalter der Stanzautomaten bei etwa 5 Jahren. „Wenn die neue Produktion anläuft, sogar noch weniger“, erzählt Martin Hillebrand stolz. „Bruderer Maschinen haben eine überlegene Mechanik und produzieren zuverlässig über viele Jahrzehnte – keine Frage. Was aber für uns genauso zählt, sind die Möglichkeiten durch die Anbindung der Peripherie dank neuester digitaler Technologien. Nur so sind wir in der Lage, für unsere Kunden immer wieder an die Grenzen des Machbaren zu gehen. Und genau hier liegt unsere Stärke. Grenzen auszuloten und so neue Wege zu beschreiten. Das gelingt natürlich nur mit Kunden, die auch bereit sind, mit uns diese Wege zu gehen“, ist sich Günther Schöfegger sicher. Davon hat die Quittenbaum GmbH einige auf ihrer Kundenliste. Und das seit vielen Jahren. Nach diesem Erfolgsrezept werden in Schönau am Königssee Stanz- und Biegeteile, Mikrostanzteile, Pressfit Kontakte, Schirmungen, rundgeprägte Pins sowie gerollte und lasergeschweißte Teile produziert.

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Die Fokussierung innerhalb der Produktion auf Bruderer Hochleistungs-Stanzautomaten mit einer Presskraft zwischen 280 bis 510 KN hat auch mit dem hohen Digitalisierungsgrad des Unternehmens zu tun.
Foto: Bruderer
Die Fokussierung innerhalb der Produktion auf Bruderer Hochleistungs-Stanzautomaten mit einer Presskraft zwischen 280 bis 510 KN hat auch mit dem hohen Digitalisierungsgrad des Unternehmens zu tun.

Fertigungskompetenz statt Materialeinsatz

Die Frage nach der Zukunft erklärt Günther Schöfegger mit klaren Worten: „Die Zeiten sind gerade nicht einfach. Hinzu kommen exorbitant hohe Rohstoffpreise aufgrund von Lieferengpässen. Gott sei Dank sind wir durch unsere Unternehmensausrichtung und Produktpolitik nicht ganz so davon abhängig, weil wir unsere Wertschöpfung in erster Linie aus unserer Fertigungskompetenz ziehen und weniger aus dem Materialeinsatz. Deshalb werden wir auch weiterhin in unsere Technik und unsere Mitarbeiter investieren. Das ist das Beste, was wir tun können.“

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