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Robotik

Der Roboter-Führerschein kommt

Die Qualifizierung soll Grundkenntnisse zur Robotik vermitteln und so die Planung sowie Anschaffung von Roboterzellen erleichtern.

„Endlich 18“ heißt häufig: Ich darf den Führerschein machen und Auto fahren. Jetzt soll es das auch für die Robotik geben – so zumindest die Idee des Deutschen Robotik Verbands (DRV). Das Schulungsprogramm umfasst Grundlagen und wichtige Themen, die für die ersten Schritte in der Robotik qualifizieren sollen. Der Roboter-Führerschein ist eine Qualifizierung für alle, die sich im Betrieb mit der Robotik beschäftigen und soll nach einheitlichen Qualitätskriterien vergeben werden. Aber machen „einfache Roboter“ oder die kollaborative Robotik nicht einen Führerschein überflüssig? „Im Gegenteil“, sagt Sicherheitsexperte und stellvertretender DRV-Vorsitzender Christoph Ryll. „Vom Trend her ist der Bedarf eher gestiegen.“ Denn ein Roboter ist schnell gekauft, die Inbetriebnahme einfach und die Programmierung intuitiv zu erlernen. Prof. Dr. Matthias Vette-Steinkamp, Hochschule Trier, nennt aber auch Grundbedingungen, die für einen erfolgreichen Robotereinsatz erforderlich sind: „Roboterzellen wollen gut geplant sein. Dazu sollte man schon Grundkenntnisse haben. Mit dem Roboter-Führerschein wollen wir Weichen stellen.“ Dabei hat der DRV mit seinem Roboter-Führerschein durchaus mehrere Zielgruppen im Fokus. Angesprochen werden unter anderem Mitarbeiter in Planungs- und Engineering-Bereichen, Applikationsingenieure sowie Managerinnen und Manager ausgemacht, die über Investitionen entscheiden sollen.

Praxistag am eigenen Roboter

Die Lehrpläne für den Roboter-Führerschein sind modular aufgebaut. Basis sind die Grundlagenmodule, die aus Theorie und Praxis bestehen und in denen Roboter, deren Eigenschaften, Vor- und Nachteile, unterschiedliche Kinematiken und Applikationen vorgestellt werden. Schon im Modul „Grundlagen“ wird es aber auch um Sicherheitsanforderungen geht. Teilnehmer sollen die wichtigsten Regeln und Normen kennenlernen, ohne die eine Zelle nicht in Betrieb gehen darf. Aufbauend auf den Grundmodulen können vertiefende Kurse gebucht werden, beispielsweise ein Modul „Sicherheit“, „Applikationen“ oder „KI“. Der Roboter-Führerschein wird am Ende der Ausbildung mit einem Praxistag – am eigenen Roboter oder bei einem Anbieter des DRV – abgeschlossen, an dem die erworbenen Kenntnisse gezeigt werden sollen. Gestartet wird in Testgruppen mit zwei Personen. Zielgröße je nach Rahmenbedingungen: fünf bis sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Geplant ist für die Sommerferien auf dem Umweltcampus der Hochschule Trier ein erster Probelauf. Inhouse Schulungen sind prinzipiell möglich. Die Kosten werden bei 2.800 EUR für acht Module liegen. Gelingt es dem DRV, Fördergelder zu bekommen, werden diese selbstverständlich umgelegt. Eine Kooperation mit IHKs wird angestrebt.

Ziel der Aktualität

Formal soll es so sein, dass interessierte Schulungsanbieter, Akademien oder Hersteller ihr Ausbildungsportfolio in die Führerschein-Ausbildung einbringen können – sowohl im Grundlagenteil als auch mit Wahl- oder Wahlpflichtmodulen. Wahlmodule könnten beispielsweise Lehreinheiten zu Greiftechnik oder Bildverarbeitung sein. Dazu stimmen die Anbieter ihre Lehrmodule mit der Ausbildungsstruktur des DRV ab. Matthias Vette-Steinkamp: „Vom DRV aus werden wir die technische Entwicklung ständig beobachten und neue Technologien oder Trends berücksichtigen. Schließlich wollen wir mit dem Angebot des Roboter-Führerscheins aktuell bleiben.“ Zum großen Teil seien die die Informationen und Ausbildungsinhalte ja vorhanden. Eine Bündelung der Kräfte und Initiativen soll die Ausbildung effizienter machen und Startschuss für ein enges Netzwerk sein. „Wer einen Kurs hat, kann den anbieten. Wir sind jedenfalls startklar.“ Und Christoph Ryll betont: „Der DRV ist die Führerscheinstelle und koordiniert als solches das Ausbildungsportfolio der Roboter Führerschein-Ausbildung mit sämtlichen Schulungsanbietern, Akademien und Hersteller“. Ziel ist ein einheitliches, qualitativ überprüftes Schulungsniveau. Ryll: Wir vergeben unser Zertifikat nur, wenn unsere Mindestanforderungen erfüllt sind.“ Gleichzeitig sollen die einzelnen Module aufeinander abgestimmt sein. Damit soll gewährleistet sein, dass möglichst überschneidungsfrei gelernt und gelehrt wird. Für jedes erfolgreich absolvierte Modul werden Punkte vergeben und bei Erreichen einer bestimmten Punktzahl dann der Führerschein also erteilt.