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Interviews

Fagor Arrasate Deutschland: "Näher als je zuvor"

Klaus Meier, Geschäftsführer der Fagor Arrasate Deutschland GmbH spricht über die Hintergründe zur Gründung der deutschen Gesellschaft des spanischen Pressenherstellers und zur Einweihung des Standorts.

Die Fagor Arrasate Deutschland GmbH ist ein neues Unternehmen. Bisher gab oder gibt es Vertriebsbüro. Wie kommt es zum neuen Unternehmen?

Klaus Meier: Fagor Arrasate Deutschland in Hilpoltstein haben wir aus vielerlei Gründen gegründet. Zum einen wollten wir mehr Kundennähe in Vertrieb und Service haben; Zum anderen möchten wir unsere Kunden individueller und schneller betreuen. Zum ersten Mal in unserer Firmengeschichte gehen wir mit Fagor Arrasate Deutschland GmbH einen neuen Weg. Es ist nicht mehr eine reine Vertriebsgesellschaft oder ein technischer Servicestützpunkt, sondern wir haben eine eigene Firma gegründet. Mit eigenem, hochqualifizierten Personal − und zwar nicht nur mit Servicetechnikern, sondern auch mit Programmierern und Projektleitern: also eine richtig kleine eigene Firma. Wir versprechen uns davon einen wesentlich rascheren und kompetenten Service von Deutschen für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir werden aber im Laufe der Zeit noch mit der Muttergesellschaft in Spanien klären, ob wir unsere Serviceleistungen beispielsweise auch in Polen anbieten.

Seit wann gibt es Fagor Arrasate Deutschland?

Die Handelsregistereintragung war im Oktober letzten Jahres. Effektiv ans Netz gegangen, das heißt bis unsere EDV komplett installiert war und wir Bestellungen abwickeln und auf die Onlinesysteme unsere Kunden zugreifen konnten, sind wir im März. Und seitdem läuft es.

Sie weihen jetzt die Firma und den Firmensitz sozusagen ein. Können Sie etwas dazu sagen?

Die Einweihungsfeier hat eigentlich zwei Themen, zum einen die Eröffnung des Unternehmens und zum anderen ist Fagor Arrasate Spanien in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Rund 70 Personen sind zur Einweihungsfeier gekommen, darunter Markus Mahl, der Bürgermeister von Hilpoltstein, unser Landrat Herbert Eckstein und Doktor Wolfgang Hübschle, Leiter der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern sowie Arantza Tapia, die Ministerin für Entwicklung und Wettbewerb der baskischen Regionalregierung. Und natürlich sind Mitarbeiter aus Deutschland und Spanien ebenso dabei wie Kunden und befreundete Unternehmen.

Das Motto, das wir uns in Hilpoltstein auf die Fahne geschrieben haben, heißt: Näher als je zuvor.

Dazu ist der Standort Hilpoltstein ideal, er ist zentral in Deutschland gelegen und andererseits nicht weit weg von den Flughäfen in München und Frankfurt, die beide Verbindungen nach Bilbao zum Sitz der Muttergesellschaft bieten. Außerdem haben wir in Hilpoltstein eine gute Atmosphäre und eine super Betreuung vorgefunden, vor allen Dingen durch Herrn Scheuerlein von der Unternehmerfabrik. Mit Rat und Tat ist er uns zur Seite gesprungen und hat viele Türen für uns geöffnet. Und Herr Silberhorn, der Eigentümer der Halle, hat uns die Firmengebäude so gebaut, wie wir es wollten.

Das neue Firmengebäude steht auf 650 Quadratmetern Grundfläche und umfasst einen modernen Bürotrakt sowie eine 500 Quadratmeter große Maschinenhalle mit Hallenkran, in der sich Maschinen reparieren lassen. Dort können wir Teile demontieren, überarbeiten, wieder zusammensetzen und beim Kunden wieder installieren.

Wir sind heute in Hilpoltstein acht Mitarbeiter, aber wir planen noch bis zum Ende des Jahres drei weitere Personen einzustellen. Damit liegen wir über unseren Erwartungen. Die Resonanz, die wir von den Kunden bisher bekommen haben, ist überwiegend positiv. Das ist eigentlich logisch, denn die Firmengründung ist eigentlich die Konsequenz aus einem ständig wachsenden Auftragseingang im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren.

Wie viele Kunden haben Sie im deutschsprachigen Raum, für die Sie zuständig sind?

Ich kann es Ihnen nicht genau sagen, es sind sicherlich mehrere hundert. Vielleicht kann man es exemplarisch machen: wir haben große Kunden wie Daimler und Audi im Automobilbereich, Magna und Gestamp im Zuliefererbereich, Liebherr und Bosch im Bereich Hausgeräte und Arcelor Mittal und voestalpine im Stahl-Service-Bereich. Der Gesamtkonzern Fagor Arrasate ist extrem breit aufgestellt. Im Grunde genommen bieten wir Pressensysteme und Anlagen für alles um das Thema Blech für die Automobilindustrie, die Zulieferindustrie, die Büromöbelhersteller, Weiße Ware und so weiter. Wir sind einer der wenigen Komplettanbieter im Blechbereich weltweit. Immerhin macht der Konzern Fagor Arrasate in seinen drei Bussiness Units etwas 300 Millionen Euro Umsatz im Jahr und beschäftigt 850 Mitarbeiter.

Bisher ist der Service für alle unsere Maschinen in Deutschland von Spanien aus gemacht worden; mit allen damit verbundenen Nachteilen, angefangen bei langen Reisezeiten und dem späteren Beginn auf der Baustelle bis zu den Reisekosten und eventuellen Verständigungsproblemen. Deswegen machen wir es jetzt aus Deutschland: Wir sind schneller, wir sind effizienter. Und wir sprechen deutsch.

An wen wenden sich die Anwender von Fagor-Systemen jetzt mit ihren Fragen: an Fagor Spanien, an Fagor Industriecommerz oder an Fagor Arrasate Deutschland?

Alle Bestellungen von Serviceleistungen aus Deutschland landen zukünftig ausnahmslos bei uns in Hilpoltstein. Das ist auch intern so geregelt, wir haben bei unseren Kunden schon entsprechende Lieferantennummern anlegen lassen und das läuft seit etwa einem dreiviertel Jahr gut an. Und das betrifft alle Fragen zum Thema Service, angefangen bei Reparaturen, Ersatzteilen, Wartungsverträgen.

Wie sieht es mit Neumaschinen aus?

Wir verkaufen auch neue Maschinen, die werden aber nach wie vor in Spanien bestellt. Die Maschinen werden weiterhin in Spanien hergestellt, dann zu unseren Kunden in Deutschland geliefert und wir übernehmen dort den Service. Je nach unserem Auftragsbestand übernehmen wir auch die Montage der Neumaschine, eventuell ergänzt um Monteure aus Spanien. Wir sind ja nur eine kleine Mannschaft mit etwa 10 Mann.

Wo legen Sie die Schwerpunkte ihrer Arbeit?

Wir haben jetzt ein relativ breites Serviceangebot, das geht wirklich von banalen Sachen wie Ersatzteillieferungen über Reparaturen, wir bieten aber auch Inspektionen und Wartungsverträge an, vorbeugende Instandhaltung und Unfallverhütungsmaßnahmen – gemäß der UVV muss ja jeder Maschinenbetreiber einmal im Jahr seine Maschine prüfen lassen. Damit sind wir im Moment relativ gut aufgestellt. Ich plane jetzt noch keine weiteren Produkte dazu zu nehmen, denn wir wachsen bereits jetzt schneller als geplant.

Unser Plan, den wir letztes Jahr gemacht hatten, basierte auf sechs Personen − und wir schießen uns jetzt bereits auf elf Mitarbeiter ein. Im ersten Jahr. Der Umsatz, den wir in diesem Jahr nur mit Service planen, liegt bei 2 Millionen Euro – und den werden wir auch schaffen.

Wie gesagt, alleine mit den acht Mann schafft man das nicht. Wir benutzen dabei natürlich auch andere Mitarbeiter aus Spanien. Aber das zeigt deutlich: Der Markt ist froh dass wir da sind, er nimmt unsere Angebote an und einen besseren Start kann ich mir eigentlich gar nicht wünschen.

Herr Meier, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Volker Albrecht

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