Die Daimler AG setzt in ihren Schneidlinien und Pressenstraßen im Werk in Kuppenheim für die Reinigung der Platinen auf die Schwertbürstentechnologie von Wandres. Die dort gelaserten Platinen werden ebenso wie geformte Komponenten den Mercedes-Benz-Werken Rastatt und Sindelfingen zum Rohbau von Pkw-Karosserien und dem Mercedes-Benz-Werk Wörth für die Produktion von LKW-Fahrerkabinen zur Verfügung gestellt.
Die Bürstenreinigungssysteme der Wandres GmbH micro-cleaning werden seit rund 20 Jahren in der industriellen Blechverarbeitung eingesetzt. Die Linearbürsten wischen quer zur Transportrichtung der Platinen oder des Coils. Die Bürstenfilamente binden die von der Oberfläche aufgenommenen partikulären Verunreinigungen und führen diese ab. Die Filamente wurden speziell für die Reinigung von Metallen optimiert und zeichnen sich durch eine hohe Abriebbeständigkeit aus, so dass sie beim Umlaufen dem wiederkehrenden Kontakt mit den scharfen Blechkanten Stand halten. In Eigenfertigung produziert Wandres mit hohen Qualitätsstandards die Linearbürsten und garantiert eine dauerhafte Verankerung der Filamente im Trägermaterial.
Bewährte Reinigungstechnologie übernommen
Das Presswerk im Mercedes-Benz-Werk Bremen hat als erster Standort 2012 die Platinenreinigung seiner Servo-Pressenlinie auf Schwertbürsten umgestellt. Die positiven Erfahrungen waren ein Grund, im Jahr 2015 die neue Pressenlinie im Presswerk Kuppenheim mit einer Reinigungsanlage des Typs Evomat auszurüsten.
Anlagen dieser Baureihe reinigen mit jeweils zwei Linearbürsten die Ober- und Unterseite der Platinen von partikulären Verunreinigungen. Die Einzel- und Doppelplatinen aus Aluminium und Stahl durchlaufen mit bis zu 180 m/min die Einheit und werden grundbeölt dem Umformprozess zugeführt. Bei nebeneinanderliegende Blechzuschnitten mit verschiedenen Dicken sowie Tailored Blanks gleichen die Linearbürsten durch den integrierten Druckpuffer Dickenunterschiede bis zu 1,5 mm aus. Bei dickerem Material wird das obere Bürstenpaar über eine Höhenverstellung angepasst. Der Druckpuffer sorgt für eine gleichbleibende Wischkraft pro Fläche bei wechselnden Materialdicken der Platinen. Die Filamente stehen für ein gutes Reinigungsergebnis immer senkrecht auf der zu reinigenden Oberfläche.
Mit der Reinigungsanlage können Platinen mit einer maximalen Breite von 4.300 mm und maximalen Länge von 2.000 mm gereinigt werden, die Minimalbreite beträgt ebenso wie die Minimallänge 400 mm. Die Zeit des Werkzeugwechsels in der Pressenlinie wird zur Bürstenreinigung im Evomat genutzt. Bei diesem Reinigungszyklus wird die Linearbürste intensiv mit der Ingromat-Flüssigkeit besprüht und die Filamente werden durch die Selbstreinigungseinheit von Verunreinigungen befreit. Die entfernten Partikel werden durch eine Absaugeinheit aus der Produktionsumgebung entfernt und einer Filtereinheit zugeführt.
Mit konstanter Reinungsleistung überzeugt
Das Daimler Presswerk in Kuppenheim verfügt auch über eine Roboter-Pressenlinie, in der seit Inbetriebnahme eine Waschmaschine zur Reinigung der Platinen integriert war. Diese Waschmaschine wurde im Januar 2016 durch einen Evomat ersetzt, der mit einer Einbautiefe von circa 600 mm problemlos in die entstandene Lücke von 1630 mm eingefügt werden konnte. Die Distanz zwischen Einlaufband und Reinigungsanlage wird mit einem Zusatzrollenförderer überbrückt. Das Bürstenmodul ist, wie die zuvor im Einsatz befindliche Platinenwaschmaschine, auf ein Fahrgestell montiert, und kann für Wartungsarbeiten herausgefahren werden.
Die Umrüstung wurde an einem Wochenende durchgeführt. Die vorhandene Waschmaschine wurde an einem Freitag entfernt und der Evomat in die Lücke eingeschoben, die Förderstrecken eingepasst und angeglichen. Parallel erfolgte die Einbindung der neuen Reinigungsanlage in die übergeordnete Steuerung. Die Inbetriebnahme verlief reibungslos, so dass am Montag mit der Bürstenreinigungsanlage produziert werden konnte.
Laser und Bürstenreinigung
Zwei Laser-Platinenschneidanlagen sorgen im Presswerk Kuppenheim für die Platinenzuschnitte aus Stahl- oder Aluminiumbandware. Auch die in diesen Linien gefertigten Zuschnitte müssen nach dem Laserschneiden gereinigt werden. Diese Aufgabe übernehmen ebenfalls Schwertbürsten, die speziell für diesen Schneidprozess in Zusammenarbeit mit Schuler, dem Hersteller der Laserschneidanlagen, entwickelt wurden. Die Reinigungsaufgabe besteht in erster Linie darin, den beim Laserschneiden entstehenden extrem feinen Staub von den beölten Platinenoberflächen aufzunehmen. Im Arbeitsbereich der Laserköpfe führen Hochleistungsabsaugungen unterhalb der Schnittlinien bereits den größten Teil des Staubs ab. Kleinste, lose Staubpartikel, die danach noch vorhanden sind, werden durch die Schwertbürstenreinigung weiter reduziert.
Bei der Aufnahme dieser Partikel durch die Bürstenfilamente wird das an die Partikel gebundene Öl mitaufgenommen. Dieses Partikel-Öl-Gemisch wird in der Selbstreinigungseinheit der Schwertbürsten von den Filamenten gelöst. Diese zähflüssige, hochviskose Masse lagert sich an der Wandung der Absaugung an. Durch eine gezielte Temperierung dieser Flächen wird das Partikel-Öl-Gemisch fließfähig und landet letztlich in einem Zyklon. Durch die Selbstreinigungseinheit werden die Bürstenfilamente regeneriert.
Reinigen mit zwei Bürstenpaaren pro Seite
Um eine bestmögliche Reinigung der unterschiedlich breiten Platinen zu erhalten, wird sowohl deren Ober- als auch Unterseite mit jeweils zwei Doppelbürsten gegenläufig gereinigt. Das eine Bürstenpaar wischt von links nach rechts von der Fläche zur Kante, das andere Paar von rechts nach links. Die Filamente aller acht Linearbürsten werden kurz vor der Platinenkante angehoben, damit der Schnittgrat von der Coilproduktion nicht gelöst wird. Die Bürstenpaare werden jeweils auf die Breite des verarbeiteten Zuschnitts angepasst, so dass die Oberfläche komplett erfasst wird.
Die Zeit bis zur nächsten Platine wird genutzt, um die Fördergurte der Stapelbänder zu reinigen. Dadurch werden dort vorhandene Partikel eliminiert und Öltropfen ausgeglichen. Diese Bürsten sind ebenfalls mit Druckpuffern ausgestattet und gleichen eventuelle Verwerfungen der Platinen nach dem Schneidvorgang aus.
Schwertbürsten sorgen für sauberen Transport
Im Einlauf der Laserschneidstation reinigen Schwertbürsten die Transportbänder vom Öl, das von der geölten Blechware auf die Bänder übertragen wird. Auch nach der Fertigung von rund 1.000.000 Platinen ist das Transportband noch „wie am ersten Tag“.
Die Qualität der auf der Laserschneidanlage gefertigten Platinen wird geschätzt. Die intensive Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsabteilungen hat sich ausgezahlt.
Simone Fischer
