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Die Fertigung von Boeck ist einzigartig. Alle Anlagen sind Eigenentwicklungen. So laufen Prozesse wie das Schneiden des Schleifgewebes und das Verkleben parallel mit einem sehr hohen Automatisierungsgrad.
Foto: Boeck
Die Fertigung von Boeck ist einzigartig. Alle Anlagen sind Eigenentwicklungen. So laufen Prozesse wie das Schneiden des Schleifgewebes und das Verkleben parallel mit einem sehr hohen Automatisierungsgrad.

Oberflächentechnik

Mehr Produktivität beim Entgraten

Boeck Schleifmittel sind aus der Entgrattechnologie kaum noch wegzudenken. Dabei wurde das Unternehmen erst vor zehn Jahren gegründet. In dieser Zeit haben die Brüder Jochen und Marc Böck die Leistungsfähigkeit der Schleifmittel auf ein neues Niveau gehoben.

Eigentlich ist das automatische Blechentgraten noch eine recht junge Technologie. Erst Ende der 90er Jahre nahmen sich erste Hersteller - die meist aus der Holzbearbeitung kamen - des Themas an. Steigende Ansprüche an Blechbauteile begünstigten diese Entwicklung. Ob Kanten an denen man sich nicht schneiden sollte, oder auch Lackierungen und Beschichtungen, die durch abfallende Grate beschädigt wurden, die industriellen Verarbeiter von Blechen verlangten immer mehr definierte Kantenqualitäten, die Fertiger prozesssicher liefern mussten. So haben sich seit der Zeit die Entgratmaschinen immer weiter entwickelt. Ein entscheidender Faktor dafür ist aber neben den Anlagen auch das Schleifwerkzeug. „Damals gab es auf diesem Gebiet einfach kaum Innovationen, die Maschinenhersteller waren am Anlagenverkauf interessiert und haben Standardwerkzeuge entwickelt, mit dem sie alle Bereiche abdecken konnten“, blickt Jochen Böck, CEO und Firmengründer der Boeck GmbH, zurück.

Angetreten für bessere Lösungen

Eine ideale Gelegenheit für Jochen Böck vor 10 Jahren, im Jahr 2013, mit einer Firmengründung in diesem Segment einzusteigen, getrieben von der Überzeugung, dass es möglich sein müsse, für das Entgraten von Blechen doch bessere Werkzeuge herzustellen. Dass diese Idee auf fruchtbaren Boden viel, sieht man schnell wenn man heute bei Boeck in Leipheim zu Gast ist. Mittlerweile zählt das Unternehmen weltweit rund mehrere tausend Kunden und musste seine Produktionskapazitäten immer wieder erweitern, was dazu führte, dass noch in diesem Jahr eine neue Produktionsstätte fertiggestellt werden soll, da die bisherigen Möglichkeiten nun endgültig an ihre Grenzen stoßen. Kein Wunder, erfreute sich die Boeck GmbH doch auch in den schwereren letzten Jahren eines überdurchschnittlichen Wachstums, was auch die dreimalige Nennung bei den „Focus-Wachstumschampions“ belegt.

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Vor zehn Jahren gründeten Jochen (re.) und Marc Böck das Unternehmen, dass sich in den letzten Jahren so erweitert hat, dass jetzt ein Neubau folgen muss – wieder mit erweiterten Kapazitäten.
Foto: Boeck
Vor zehn Jahren gründeten Jochen (re.) und Marc Böck das Unternehmen, dass sich in den letzten Jahren so erweitert hat, dass jetzt ein Neubau folgen muss – wieder mit erweiterten Kapazitäten.

2013 fing alles aber noch recht klein an. Nach dem Kauf einer einfachen koreanischen Stanze.- die noch auf den eigenen Bedarf umkonstruiert wurde und einer Klebeanlage sollte es losgehen. Das Ganze aber nicht ohne die oft üblichen Startschwierigkeiten, von denen noch heute ein Fleck in einer Ecke des Büros der beiden Geschäftsleiter zeugt. Jochen Böck erinnert sich: „Die Unternehmensgründung war im Juli 2013, bis aber produziert werden konnte, war es schon ziemlich kalt in der unbeheizten 625 m2-Halle. Damit der Kleber aber funktioniert, ist eine entsprechende Mindesttemperatur nötig. Daher musste ich die ersten Werkzeuge im Büro kleben, da dieses leichter zu heizen war. Dabei entstand dann ein Klebefleck im Büro, den wir bis heute gelassen haben, da er uns immer an die Anfangszeiten erinnert. Diesen nehmen wir auch mit in unseren Neubau.“

Erster Auftrag 2013

Den ersten Auftrag erhielt Boeck dann am 14.10.2013 mit 24 zu liefernden Entgrattellern mit der Bezeichnung Entgratteller QUICK 115. Gleich danach folgte der erste bescheidene Messeauftritt auf der Blechexpo in Stuttgart mit einem provisorisch zusammengestellten Messestand. Das war der Startschuss für unser rasantes Wachstum. Dort habe ich die ersten Kunden von der hochwertigen Qualität unserer Produkte überzeugen können“, blickt Jochen Böck zurück.

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Die Entwicklung der Schleifbürsten: Vom einreihigen (hinten) über den zweireihigen Besatz, bis zur aktuellen Version mit Fingerstruktur. so lässt sich nun weit mehr Schleifmittel bei maximaler Flexibilität auf das Werkstück bringen und die Produktivität erhöhen.
Foto: Boeck
Die Entwicklung der Schleifbürsten: Vom einreihigen (hinten) über den zweireihigen Besatz, bis zur aktuellen Version mit Fingerstruktur. so lässt sich nun weit mehr Schleifmittel bei maximaler Flexibilität auf das Werkstück bringen und die Produktivität erhöhen.

Aber warum gab es solche Produkte zu dieser Zeit noch nicht? Marc Böck, seit 2016 CEO bei Boeck erklärt: „Die Anlagenhersteller waren fokussiert auf die Entwicklung und den Vertrieb von immer besser werdenden Entgratanlagen. Es waren ja Werkzeuge da und so hatte sich kaum jemand der Weiterentwicklung in diesem Segment angenommen.“ Zudem seien diese auch strukturell ganz anders aufgestellt gewesen. „So wie wir die Schleifwerkzeuge heute herstellen, steckt eine ganz andere Fertigungstechnologie dahinter. Damals wurden hauptsächlich Standardschleifmittel hergestellt, mit denen viel abgedeckt werden konnte. Allerdings gibt es natürlich Weiterentwicklungen bei den Schleifmitteln oder auch die Möglichkeiten anderer Konfektionierung. Und genau damit haben wir uns intensiv beschäftigt, und können so auch die Fälle abdecken, die mit Standardschleifmitteln nicht prozesssicher bearbeitet werden können“, ergänzt Jochen Böck.

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Um Kanten optimal verrunden zu können, ist vor allem die Flexibilität der aufgebrachten Schleifmittel entscheidend.
Foto: Boeck
Um Kanten optimal verrunden zu können, ist vor allem die Flexibilität der aufgebrachten Schleifmittel entscheidend.

So präsentierte Boeck schon 2014 eine neue Generation von Entgratwalzen und ein neues Schnellspannsystem. Das erste eigene Patent wurde dann 2016 angemeldet, was 2017 in der ersten Verdoppelung der Produktionsflächen mündete, die 2019 dann noch einmal verdoppelt werden musste. „Mittlerweile sehen sich die Hersteller bei uns um und fragen nach unseren Neuentwicklungen.

Ein schönes Beispiel ist die Schlackehammerbürste, die wir 2018 entwickelten. Die haben wir damals auf der Messe vorgestellt und den Einsatz mit einigen Herstellern besprochen. Nach anfänglicher Skepsis sind diese heute voll etabliert bei Herstellern und Anwendern“, sagt Marc Böck. 

Selbstentwickelte Fertigung

Einen entscheidenden Vorteil sieht man bei Boeck in der eigenen Fertigung. In der Tat ist diese einzigartig, schließlich wurde jede einzelne Anlage im Hause Boeck selbst entwickelt und auch gebaut. „Das bringt uns einen entscheidenden Vorteil. Wir haben so einen sehr hohen Automatisierungsgrad und können sehr kurze Lieferzeiten gewährleisten. Zudem können wir unserer hochqualitativen Produkte sehr wirtschaftlich fertigen“, erklärt Marc Böck. So laufen die Prozesse in den Boeck-Maschinen etwa parallel. Wie zum Beispiel das Schneiden des Schleifmaterials und das Verkleben. Gerade auch das Laserschneiden sorge für bessere Kanten gegenüber dem Stanzen und auch weniger Werkzeugverschleiß. Zudem lasse sich so viel schneller eine neue Konfiguration aufsetzen und in kürzester Zeit fertigen.

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Seinen Schlackehammer entwickelte Boeck 2018. Auch dieser ist mittlerweile bei Herstellern und Anwendern etabliert.
Foto: Boeck
Seinen Schlackehammer entwickelte Boeck 2018. Auch dieser ist mittlerweile bei Herstellern und Anwendern etabliert.

Im Laufe der Jahre konnte so durch die intensive Zusammenarbeit mit Kunden und Maschinenherstellern ein umfangreiches Know-how aufgebaut werden, das heute sehr wertvoll ist. „Letztlich sind für die erfolgreiche Bearbeitung das Werkstück und das eingesetzte Schleifmittel verantwortlich. Das sind die beiden Komponenten, die während der Bearbeitung aufeinander treffen. Und hier haben wir unser Wissen so erweitert, dass wir Anlagenhersteller und Anwender so beraten können, dass eine erfolgreiche, prozesssichere Bearbeitung gewährleistet ist“, verrät Jochen Böck. Das seien die entscheidenden Säulen des Unternehmenserfolges, da neben den Standardprodukten auch eine stetige Weiterentwicklung der Schleifwerkzeuge zu immer besseren Ergebnissen führe und durch die hoch integrierte Fertigung schnell auf individuelle Kundenanforderungen reagiert werden könne.

Hohe Abtragsleistung mit wenig Druck

Wie aber haben sich die Schleifmittel in den letzten Jahren weiterentwickelt? Im Grunde wird beim Schleifen das Schleifmittel mit entsprechendem Druck auf das Werkstück gepresst und so etwa wie eine Fläche mit einem Schleifband bearbeitet wird. Will man aber entgraten und auch Kantenverrunden, braucht es viel mehr Flexibilität des Schleifwerkzeugs, um auch den Werkstückkonturen folgen zu können. Ziel ist es mit wenig Druck eine hohe Abtragsleistung zu erreichen. „Eine Schleifmaschine kann nur so gut sein, wie die Menge des Schleifmittels in der Anlage. Je mehr Schleifmittel man in die Maschine bringt, desto schneller und stärker lässt sich schleifen und mehr Abtrag erzielen“, erklärt Marc Böck. Anfänglich gab es Schleifbürsten nur mit einem einreihigen Besatz und die erste Boeck-Entwicklung konnte durch einen zweireihigen Besatz rund 40% mehr Schleifmittel auf die Bürste bringen. Dadurch, so schätzt Jochen Böck ein, konnte schon eine 20% höhere Abtragsleistung erzielt werden. Das erste Patent 2016, waren dann die Werkzeuge aus der ‚Hero‘-Reihe, bei der erstmals Schleifmittel in einer Fingerstruktur auf den Schleifteller besetzt wurden. Zudem wurden diese leicht versetzt angebracht. „Dadurch erreichen wir eine sehr hohe Schleifmitteldichte. Die könnte zu Lasten der benötigten Flexibilität gehen. Aber dank dieser Anordnung verlieren wir keine Flexibilität. Zusätzlich konnten wir auch auf das Einbringen eines Schleifvlies verzichten.“, erklärt Jochen Böck das Konzept. Insgesamt vereint Böck mit der Fingerstruktur, seinen Schnellspannverschlüssen und einer Oxidwalze derzeit drei Patente. Ein viertes ist schon in Vorbereitung. Im Jahr 2020 wurden auch erste Schleifwerkzeuge zur Holzbearbeitung entwickelt.

Neubau noch in diesem Jahr

Bei dieser steilen Entwicklung ist man vor Ort nun allerdings an die Kapazitätsgrenzen gestoßen. Daher befindet sich eine komplett neue Produktionsstelle in unmittelbarere Umgebung derzeit im Bau und wird Ende des Jahres fertiggestellt. Wie lange das dann reicht, wird sich zeigen. Vor allem, wenn man wie Jochen Böck schon wieder weiter denkt. „Wir durchdenken unsere Fertigung permanent und um dem Wachstum gerecht zu werden, nehmen wir derzeit fast halbjährlich Veränderungen an unseren Prozessen vor. Wir überdenken Prozesse, Technologien und schauen natürlich immer, dass die Prozesse wieder zusammenpassen. So ist unsere Fertigung permanent im Wandel“, erklärt Jochen Böck. Das war auch immer Teil des Erfolgsrezeptes der technikverliebten Brüder Böck. So muss man sich wohl auch keine Sorgen um das Wachstum in den nächsten 10 Jahren bei Boeck machen.

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