Die Schwarz Apparate- und Behälterbau GmbH in Dornstetten im Schwarzwald hat wie viele Fertigungen ihren Ursprung im klassischen Handwerk. Auch der derzeitige Geschäftsführer Martin Schwarz, der das 1923 von seinem Großvater Erich Schwarz gegründete Unternehmen in dritter Generation leitet, ist gelernter Kupferschmied. In den letzten Jahrzehnten haben er und sein Vater, der inzwischen als Geschäftsführer zurückgetreten ist, die einstige Schmiede zu einer international anerkannten Größe in der Blechbearbeitung, Druckbehälterbau, Anlagenbau für die Pharmazie, Chemie und Halbleiterindustrie ausgebaut: Zur Schwarz-Gruppe zählen neben der bereits erwähnten GmbH auch Schwarz Systems, einem Spezialunternehmen für die Oberflächenbearbeitung, und AMP, ein Servicedienstleister für die zerstörungsfreien Werkstoffprüfung und Laservermessung. Über 160 Mitarbeiter beschäftigt Martin Schwarz heute an zwei Standorten in Dornstetten.
Voll im Trend
Unter den Dächern der beiden Werke beherbergt die Schwarz Gruppe alle wesentlichen Blechbearbeitungsprozesse: vom Biegen über das Schneiden und Schweißen bis zum Schleifen. Doch während viele Blechfertigungen mit dem Wandel in der Automobilindustrie zu kämpfen haben, liegt gerade Schwarz Apparate- und Behälterbau „voll im Trend“. Warum? Martin Schwarz erklärt: „Die wichtigsten Elemente im Bereich der neuen Antriebe sind die Batterien und die Brennstoffzellen. Batterie heißt Vakuum und Brennstoffzelle heißt Druck. Für die Fertigung dieser Bauteile werden Spezialisten benötigt, die wissen, wie man damit umgeht. Und Schwarz ist eines der wenigen Unternehmen, die das auch in Serie, also in großen Stückzahlen können.“ Auch im Bereich der Chipfertigung konnte das Unternehmen durch die vorhandene Vakuumkompetenz Fuß fassen. Dabei muss es für Martin Schwarz am besten immer etwas Besonderes sein: besonders groß, besonders sauber oder besonders genau. So verfügt Schwarz Apparate- und Behälterbau beispielsweise auch über einen Reinraum. Für die nächsten Jahre ist zusätzlich eine Investition in einen Reinraum höherer Klasse geplant.
Alles nur kein Stillstand
Doch nur weil die Entwicklung dem Unternehmen entgegengekommen ist, bedeutet das nicht, dass sich Schwarz Apparate- und Behälterbau darauf ausruht. In den letzten Jahren hat Martin Schwarz insgesamt 13,5 Mio. EUR investiert. Das Ergebnis: eine 4.000 m² große Halle im nahen Gewerbegebiet Alte Poststraße West, die an eine 2010 errichtete Halle zur Großteilebearbeitung anschließt. Diese beherbergt eine Smart Factory mit neuester Ausstattung. Damit verfolgte Martin Schwarz vor allem zwei Ziele: „Zum einen wollen wir papierlos sein und die Prozesse verbessern. Wir glauben, dass wir durch die Digitalisierung mehr Fehler vermeiden können. Zum anderen ist es eine Frage der Motivation. Unsere Mitarbeiter arbeiten gerne mit modernen Geräten wie iPads und identifizieren sich damit.“ Auch die Nachverfolgbarkeit und Dokumentation werden laut dem Geschäftsführer immer wichtiger. Die Entscheidung zu investieren fiel vor drei Jahren. „Da habe ich gesagt, das ist unser Zehn-Jahres-Plan. Jetzt habe ich nach drei Jahren fast alles umgesetzt“, lacht er. Im Juli 2023 wurde das Werk im Rahmen des 100jährigen Jubiläums der Firma feierlich eröffnet.
Mitgeplant vom Hause Trumpf
Bei der Planung hat der Geschäftsführer sich selbst eine strenge Aufgabenstellung auferlegt. „Von Anfang an wollte ich mit dem Werk einen Prozess umsetzen. Von vorne nach hinten sollte der Aufbau einer klaren Struktur folgen – dem Fertigungsablauf.“ In der Praxis sieht das nun so aus, dass die Fläche zweigeteilt wurde: Auf der rechten Seite finden sich Maschinen und Lagerflächen für Flachmaterial, auf der linken für Rundmaterial. Beide Linien beginnen mit Lagermöglichkeiten, links von Kasto, rechts von Stopa samt Liftmaster Compact. Dann geht es weiter zum Zuschnitt, einmal mit einer Tru Laser Tube 5000 und einmal mit einer Tru Laser 3030, beide von Trumpf. Das war es dann mit der Parallelität, denn die Rohrlinie wird fortgeführt mit einer TEC-150 Aushalsmaschine von T-Drill und einer C-520NC Säge von Cosen. Beim Flachmaterial wird stattdessen umgeformt – mit einer LVD PPEB und einer Fasti Schwenkbiegemaschine – und mit einer Tru Laser Weld 5000 Roboterzelle geschweißt. Mittig zwischen den beiden Linien platzierte Regale fungieren als Zwischenlager. Bei der Ausstattung musste Martin Schwarz nicht lange überlegen, denn er legt Wert auf eine enge Bindung zu Kunden und Lieferanten, weshalb er häufig mit denselben Unternehmen zusammenarbeitet. So bezeichnet er vor allem Trumpf, die bei diesem Projekt auch als Generalunternehmer fungierten, Soraluce und Zayer als Schlüsselpartner.
Hightech und Handwerk Hand in Hand
Auch an die Umwelt wurde bei dem Neubau gedacht: Auf dem Hallendach sind flächendeckend Solarpaneele installiert und die Beheizung soll mit einer Wärmepumpe erfolgen. Das Projekt wird aus Mitteln der BEG gefördert. Trotz der feierlichen Eröffnung ist die Halle jedoch alles andere als fertig. Künftig soll zusätzlich in einen Stromspeicher investiert werden, um auch die Lastspitzen ausgleichen und die Nachtschicht versorgen zu können. Zudem will Martin Schwarz neue Abkanttechnik anschaffen. „Wir wollen hier im Schwarzwald eine Oase des Fortschritts sein“, so das erklärte Ziel. Dazu gehört für ihn jedoch nicht nur Hightech, sondern auch das Handwerk. „Es ist eine wichtige Grundlage für unser Schaffen. Wir lassen unser Know-how aus alten Techniken und Prozessen in unser Engineering mit einfließen. Das Handwerk ist sozusagen die Wurzel, das Engineering unsere Planung und fortschrittliche Technik das Werkzeug.“
Breit aufgestellt
Die durch den Neubau freigewordenen Flächen in den älteren Hallen sollen künftig dazu genutzt werden, um den Bereich der Oberflächenbearbeitung weiter auszubauen. Auf diese Weise diversifiziert die Schwarz Gruppe ihr Portfolio immer weiter. Neu ist zudem die Sparte Schwarz Forst- & Agrar-Technologie, die bei Schwarz Systems angesiedelt ist. Die Schwarz-Gruppe entwickelt und fertigt die Werkzeuge für die Forstwirtschaft selbst und nutzt dabei ihren Standortvorteil. Daneben bietet der Firmenverbund seinen Mitarbeitern mit Blackworker eine kreative Spielwiese. Unter diesem Namen werden Produkte aus Blech und teilweise Holz für Endverbraucher vertrieben. Zum Angebot der Blackworker zählen Grills, Feuerschalen und -säulen sowie Gartendeko – natürlich selbst designt und mit liebevollen Details versehen.
An erster Stelle steht der Mensch
In diesem Konzept, den Mitarbeitern Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung zu geben, spiegelt sich die Einstellung der Geschäftsführung wider: „An erster Stelle kommt der Mensch, erst an zweiter Stelle folgt der Gewinn.“ Dementsprechend spielen bei Schwarz die Themen Beteiligung, Entwicklung und Gemeinschaft eine große Rolle. So ist bei der Schwarz-Gruppe ein sogenanntes Führungsteam an wichtigen Entscheidungen beteiligt. In der neu gegründeten Lehrwerkstatt können sich die Azubis ausprobieren und in Maschinen und Prozesse einarbeiten. Aber auch kleine Gesten wie ein gemeinsames Frühstück im Büro gehören dazu.
Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr
Doch so gut die Schwarz-Gruppe aktuell dasteht, sieht Martin Schwarz die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Gruppe durch die derzeitige Wirtschaftspolitik bedroht. „Die Ausgangsvoraussetzungen für die Fertigung in Deutschland werden aufgrund der strengen Gesetzgebung immer schlechter. Dabei ist Deutschland nur ein Puzzlestück in einem riesigen Puzzle. Individuelle Entscheidungen haben wenige Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Deutsche Alleingänge machen es nur schwieriger“, so der Geschäftsführer. Dennoch hofft er darauf, dass sich die Umstände nicht verschlechtern werden. Dafür investiert er weiter in die Zukunft der Schwarz-Gruppe, an der sein Herz hängt: „Ein Familienbetrieb ist immer Geschichte und Emotion.“