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Ein Blick in die neue Vorfertigung von Stopa. Die Anordnung der Maschinen ist auf die Arbeitsabläufe abgestimmt, sodass Zeit und Wege gespart werden.
Foto: Sarah Schulz
Ein Blick in die neue Vorfertigung von Stopa. Die Anordnung der Maschinen ist auf die Arbeitsabläufe abgestimmt, sodass Zeit und Wege gespart werden.

Unternehmen

Große Ziele bei Stopa

Stopa verbuchte 2022 den größten Auftragseingang seiner Geschichte. Was das Unternehmen für die Zukunft plant, haben wir im Interview vor Ort erfahren.

Seit dem 01.01.2023 ist Michael Stolzer geschäftsführender Gesellschafter der Stopa Anlagenbau GmbH. Schon sein erstes Jahr in dieser Funktion verspricht viele Herausforderungen. Ein beeindruckender Auftragseingang muss von der Fertigung bewältigt werden. Zusätzlich ist der Bau eines Stopa Energie-Campus geplant. Wir sprachen mit ihm und Geschäftsführer Edgar Mörtl über die aktuelle Strategie.

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Eine sinnvolle Neuanschaffung: Michael Stolzer, geschäftsführender Gesellschafter (links), und Edgar Mörtl, Geschäftsführer, vor dem neuen TruLaser 5040 mit 8 kW.
Foto: Sarah Schulz
Eine sinnvolle Neuanschaffung: Michael Stolzer, geschäftsführender Gesellschafter (links), und Edgar Mörtl, Geschäftsführer, vor dem neuen TruLaser 5040 mit 8 kW.

Herr Mörtl, letztes Jahr ist ihr Auftragseingang sprunghaft in die Höhe geschnellt.

Edgar Mörtl: Ja, wir hatten letztes Jahr einen Auftragseingang von knapp 100 Mio. EUR. Zum Vergleich: Wir haben 2021 einen Umsatz von knapp 66 Mio. EUR gemacht. In den letzten Jahren haben wir uns trotz Corona kontinuierlich weiterentwickelt. Jetzt unternehmen wir alle Anstrengungen, dass wir diese 100 Mio. dieses Jahr auch umsetzen.

Das momentane Wachstum ist auf unseren Hauptkunden Trumpf zurückzuführen. Unser Lagersystem ist Teil der Smart Factory Solutions von Trumpf und wird in den verschiedensten Konfigurationen an Laser-, Biege- oder Stanzmaschinen angebunden. Diese vollautomatischen Systeme sind speziell in Nordamerika gefragt, wo auch unser Hauptwachstum stattfindet. Grund dafür ist der amerikanische Trend, die Wertschöpfungstiefe im eigenen Land zu erhöhen. Im Moment machen Verkäufe im Bereich der Neulager nach Nordamerika deshalb knapp 25 % unseres Umsatzes aus – früher waren es hingegen „nur“ 10 %.

Apropos Trumpf: Das Unternehmen ist ja als Anteilseigner bei Stopa eingestiegen.

Edgar Mörtl: Die Minderheitsbeteiligung wurde von der Trumpf-Geschäftsleitung forciert. Der Grund ist nachvollziehbar: Trumpf geht mit den Smart Factory Solutions verstärkt auf Schwergewichte im Automobilbereich zu. Dabei ist es für Trumpf ein gewisser Nachteil, wenn die Lagerlösung von einem 350-Mitarbeiter-Betrieb aus Achern kommt, der zudem wenig bekannt ist. Da steht schnell die Frage der Absicherung im Raum. Mit der Beteiligung schafft Trumpf deshalb Sicherheit für sich und seine Kunden.

Für uns ändert sich damit erstmal nichts. Wir hatten uns noch vor der Beteiligung dazu entschieden, enger zusammenzuarbeiten – speziell in den Bereichen Vertrieb, Einkauf und Service. Gerade Kunden der Komplettlösungen sollen künftig bei Problemen nur einen Ansprechpartner haben. Abgesehen davon führen wir unsere bisherige Kunden-Lieferanten-Beziehung weiter.

Michael Stolzer: Inzwischen hat auch das Kartellamt der Beteiligung zugestimmt. Damit ist Trumpf mit 25,1 % an Stopa beteiligt.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in diesem Schritt?

Michael Stolzer: Natürlich sind wir uns des Unterschieds zwischen den beiden Unternehmen bewusst. Die Befürchtung liegt nahe, dass es nicht bei einer Minderheitsbeteiligung bleibt. Doch wir verlassen uns auf die Absprache mit Trumpf. Trumpf ist wie Stopa ein Familienunternehmen. Wir begegnen uns insofern auf Augenhöhe – und kennen uns seit über 35 Jahren. Es war an der Zeit, unsere Zusammenarbeit auf ein neues Level anzuheben, um für beide Seiten Sicherheit und neue Wachstumsmöglichkeiten zu schaffen. Deswegen haben wir uns nach intensiven Gesprächen entschlossen, dem Anteilsverkauf zuzustimmen.

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Was sind die nächsten strategischen Schritte für Stopa?

Edgar Mörtl: Hier muss man zwischen unseren Geschäftsfeldern differenzieren. Wir unterscheiden in die Geschäftsfelder „Trumpf“, „Parken“ und „Direktgeschäfte“. Ein viertes, den Maschinen- und Stahlbau, haben wir zum Jahreswechsel aufgegeben. An den übrigen wollen wir jedoch festhalten und den aktuellen Wachstumstrend fortsetzen. Denn obwohl das Geschäft über Trumpf so enorm wächst, ist das Direktgeschäft für uns als Verbindung zum Markt und unseren Kunden sehr wichtig.

Wir sehen jedoch auch die Notwendigkeit, uns dem Geschäft in den USA zuzuwenden und das Wachstum lokal abzubilden. Damit meine ich keine eigene Fabrik. Stattdessen werden wir auf einen Zuliefermarkt zurückgreifen. Erste Musterungen laufen bereits. Der Plan lautet: Wir beziehen die Komponenten von unseren Kunden, verbauen sie und liefern montagefertig aus – und das innerhalb der nächsten zwei Jahre. Denn derzeit ist keiner unserer Mitbewerber fähig, in den USA derartige Systeme in Gänze zu liefern. Doch das wird sich ändern. Wir vermuten, dass der Markt in spätestens zwei Jahren sehr umkämpft ist. Bis dahin wollen wir einen Großteil der Volumina lokal im NAFTA-Raum abbilden, um uns ökonomische und ökologische Vorteile zu sichern.

Über alle Geschäftsfelder hinweg streben wir ein ähnliches Wachstum wie in den letzten fünf Jahren an, also eine Verdopplung des Umsatzes bis 2028. Einer unserer Hoffnungsträger ist dabei unsere Dependance in China. China hat sich in den letzten drei Jahren sehr verselbstständigt. Dort findet derzeit – ähnlich wie in Amerika – eine Umorientierung vom Export hin zum regionalen Markt statt.

Wie wollen Sie sich – abgesehen von den Produktionskapazitäten – von besagten Mitbewerbern abheben?

Edgar Mörtl: Im Blechbereich ist Stopa technologischer Marktführer, was die Lagertechnik und die Anbindung von Werkzeugmaschinen anbelangt – wohl wissend, dass kleinere Marktbegleiter gerade in Teilbereichen technisch sehr anspruchsvolle Lösungen anbieten. Das muss man neidlos anerkennen. Doch wir haben eine robuste Technik, die wir weiter ausbauen. Auch im Bereich der Qualität und des Service heben wir uns ab. In den letzten Jahren haben wir unsere Serviceexzellenz stetig ausgebaut, um Response- und Stillstandszeiten zu verkürzen, und damit werden wir auch nicht aufhören. Beispielsweise arbeiten wir an einer Regionalisierung von Service-Hubs. Sowohl in Südostdeutschland als auch in Nordwestdeutschland haben wir nun Serviceunterstützung, weiteres Personal in Osteuropa ist denkbar.

Und wie sieht es konkret mit Neuerungen bei den Produkten aus?

Edgar Mörtl: Digitalisierung ist für uns ein wichtiges Thema. Wir haben beispielsweise eine automatisierte Anbindung von HEVs realisiert. Ein HEV kann an unser Lager andocken und Stahlpaletten, aber auch Holz- und Europaletten einlagern. Wir haben hierfür eine universelle Schnittstelle entworfen.

Ein weiteres Thema ist das Einzelblechhandling. Mit unserem Picking Tower kann man Stapel so vorsortieren, dass sie zum Abarbeitungsprogramm der Schneid- oder Biegemaschinen für den kommenden Tag passen. So wird das Blechpaket im Lager gehandelt, die zu verarbeitenden Bleche werden vorkommissioniert. Dieses Modell würde sich auch sehr für den Blechhandel anbieten. Jobshopper könnten so von ihrem Händler einen Blechbund erhalten, der so wie er ist verarbeitet werden kann. Von der Datentechnik her ist das alles möglich, die Schnittstellen sind auch vorhanden. Wir müssen das Thema nur bei den Händlern angehen.

Der dritte Themenkomplex ist die Automatisierung im Rohrbereich. Da haben wir zwei Automatisierungskomponenten für Langgut: Zum einen eine Schüttmöglichkeit, um das Material aus der Kassette auf die Werkzeugmaschine zu kippen. Zum anderen Einzelhandling, wahlweise mittels Magnetgreifer oder Sauggreifer für Nichteisenmetalle. Der Vorteil unserer Lösung ist, dass sie erkennt, wenn Langgut verschränkt liegt.

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Mit dem Picking Tower lassen sich Blechpakete für die Fertigung zusammenstellen. So können Bleche genau in der Reihenfolge angeliefert werden, welche die Maschine zur Bearbeitung benötigt.
Foto: Sarah Schulz
Mit dem Picking Tower lassen sich Blechpakete für die Fertigung zusammenstellen. So können Bleche genau in der Reihenfolge angeliefert werden, welche die Maschine zur Bearbeitung benötigt.

Dieses Jahr beginnen Sie mit dem Bau des sogenannten Stopa Energie-Campus. Wie genau kam es dazu?

Michael Stolzer: Gamshurst ist nicht ans Gasnetz angeschlossen. Um das zu ändern, sind wir 2021 auf die Gemeinde zugegangen. Das Projekt wurde aber vom Gemeinderat abgelehnt. Plan B war ein Gespräch mit einem Energieberater – mit dem Ziel, langfristig ohne Gas auszukommen. Es gab viele Gründe hierfür: steigende Energiepreise, drohende Energieknappheit und den Klimaschutz. Nach intensiven Gesprächen haben wir uns dazu entschlossen, einen Energie-Campus zu gründen. Diesen werde ich als Privatperson finanzieren und anschließend an Stopa vermieten. So ist weniger Kapital gebunden und kann in Innovationen reinvestiert werden. Die ersten beiden Abschnitte kosten etwa 3,5 Mio. EUR – aber ich denke, das Geld ist gut angelegt.

Insgesamt sind vier Abschnitte geplant. Dieses Jahr beginnen wir mit dem ersten und zweiten Abschnitt. Der erste Abschnitt ist eine Carport-Photovoltaik-Anlage mit 143 Parkplätzen und 28 Ladesäulen für unsere Mitarbeiter. Hierfür werden 4.000 m² mit Photovoltaik-Glasmodulen überdacht. Der zweite Baustein ist ein Speicher mit intelligentem Energiemanagement, der die Nachtschicht mit Strom versorgen soll. Die Größe richtet sich mit 860 kWh nach der Last von 2021.

Zum Ende des 1. Quartals wollen wir alle Aufträge vergeben haben und im 4. Quartal 2023 sollen die ersten beiden Bauabschnitte abgeschlossen sein.

Was planen sie für die anderen beiden Abschnitte?

Michael Stolzer: Wir haben hier auf dem Gelände noch eine Freifläche. Dort ist geplant, eine Freiflächen-PV-Anlage mit 1,8 MW zu installieren. Das wäre Teil 3. Der 4. Teil sieht die Installation einer Großwärmepumpe vor, die mit der Freiflächen-Anlage betrieben wird. Diese soll Prozesswärme – etwa 80° C – für unsere 2020 neu gebaute Lackiererei bereitstellen sowie im Winter unsere Verwaltungs- und Produktionsflächen beheizen. Unser Ziel ist es, bis 2030 energieautark zu sein. Ein Ziel, das wir uns sowohl für unsere Kunden als auch für unsere Mitarbeiter gesetzt haben.

Sind weitere Investitionen in das Unternehmen geplant?

Edgar Mörtl: Wir haben in den letzten Jahren in unsere Blechfertigung investiert (siehe Kasten). Ende des Jahres ist unsere innerbetriebliche Logistik an der Reihe. Weg vom Handwerk, hin zur Automation. Konkret planen wir ein automatisiertes Lagersystem für Paletten und Kleinteile. Momentan geht bei uns durchwegs der Mensch und holt das Material. Die Lösung ist sicherlich auch energetisch sinnvoller.

Michael Stolzer: Auch die Automatisierung unserer Produktion ist ein Thema, zum Beispiel bei den Schweißrobotern. Wir wollen in kollaborierende Schweißroboter investieren, um bei konstanter Mitarbeiterzahl steigende Stückzahlen zu produzieren. Außerdem halten wir an unserem Ziel 2030 fest und setzen nach und nach weitere Energiesparmaßnahmen um. Allein unser neuer Laser spart etwa 250.000 kWh im Jahr ein. Hier wollen wir weitermachen.  – Interview Ende

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Die innerbetriebliche Logistik bei Stopa wird derzeit noch stark von Transporten per Stapler dominiert. Das soll sich künftig ändern.
Foto: Sarah Schulz
Die innerbetriebliche Logistik bei Stopa wird derzeit noch stark von Transporten per Stapler dominiert. Das soll sich künftig ändern.

Stopas neue Vorfertigung

2020 entschied sich Stopa, die bestehende Vorfertigung zu modernisieren; 2022 wurde sie feierlich wiedereröffnet. Die Investitionskosten betrugen insgesamt 3,5 Mio. EUR. Ziel war es, Abläufe besser zu strukturieren und gleichzeitig einen Showroom für (potenzielle) Kunden zu schaffen. Der Aufbau folgt nun in Hufeisenform den Arbeitsabläufen, was Wege spart und Übersichtlichkeit schafft. Herzstück der Investition ist die TruLaser 5040 mit 8 kW von Trumpf. Aufgrund der hohen Energiesparpotenziale beteiligte sich das Land Baden-Württemberg mit 20 % der Kosten an der Anschaffung der Schneidmaschine.

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Auf den neuen Regalen in der Vorfertigung finden sich in Weiß die Namen einiger Mitarbeiter. Dies wurde gegen eine Spende ermöglicht – die Erlöse gingen an die Ukraine.
Foto: Sarah Schulz
Auf den neuen Regalen in der Vorfertigung finden sich in Weiß die Namen einiger Mitarbeiter. Dies wurde gegen eine Spende ermöglicht – die Erlöse gingen an die Ukraine.
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Übergabe des PCF-Zertifikats an Dirk Thörner, Geschäftsführer von Gebhardt-Stahl (2. v. l.), durch Marcus Wöhl, CEO von thyssenkrupp Materials Processing Europe (Mitte).

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Klimafreundlicher Stahl: Treibhausgas-Emissionen einsparen beim Hausbau

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