Gegen Verschwendung im Fertigungsalltag

Von Florian Schmidt

Wertvolle Ressourcen werden bei vielen Blechfertigern regelmäßig aufgewendet, nur um nach benötigten Materialien zu suchen. Oft bleiben diese verschollen und werden auf Grund der Dringlichkeit neu bezogen. Nicht selten treten Beschädigungen durch unsachgemäße Lagerung und Handling auf, typischerweise an den Kanten und Oberflächen von Blechtafeln. Verzögerungen bei der Auftragsabwicklung sind das Resultat. Dies hat in vielen Fällen zudem tiefgreifende Auswirkungen auf die Produktivität eines Betriebes, da kostspielige Maschinen durch das fehlende Material oder die Teile nicht die gewünschten Laufzeiten erzielen, sich stattdessen Rüst- und Nebenzeiten häufen. Unorganisiertes und ineffizientes Management von Blechtafeln und Blechpaketen sowie Halbfertigteilen trägt zu drei der sieben Verschwendungsarten des Lean Manufacturing bei: Transport, Bewegung und Warten.

Arbeitsleistung ist nicht die einzige Ressource, die durch schlechte innerbetriebliche Logistik verschwendet wird. Stapelweise Blechpakete, zufällig platzierte Paletten mit Halbfertigteilen und schlecht organisierte Gänge und Fahrwege beanspruchen zu viel wertvolle Nutzfläche. Jedes 1,5 x 3 m große Blechpaket nimmt im Alltag fast 6 m² Bodenfläche ein und jedes 2 x 4 m große Paket sogar 11 m². Eine Fläche, die viel größer ist als das Material selbst, damit eine Zugänglichkeit in irgendeiner Form noch bestehen bleibt. Oft lagert dann genau die Materialsorte, die für den nächsten Auftrag benötigt wird, ganz hinten oder ganz unten. Mit solchen und weiteren Probleme beschäftigt sich das seit 1963 bestehende Unternehmen Böckelt GmbH. Es entwickelt und produziert Logistiklösungen für Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Böckelt baut nicht nur Lagerregale, sondern schafft intelligente Logistiklösungen, die eine dynamische Lagerung mit hoher Dichte ermöglichen. Blech und anderes Rohmaterial, in Produktion befindliche Teile sowie fertige Produkte werden dabei permanent nachverfolgt.

Der Böckelt Tower wird je nach Aufgabenstellung individuell geplant und lässt sich auch in bestehende Strukturen einbinden. Er kann Blechtafeln und Blechpakete bis zu einer maximalen Länge von 6 m lagern, und dabei Gebäudehöhen bis über 7 m effizient nutzen. Mit einem RFID-Transpondersystem verfolgt die Lagerverwaltungssoftware alle Lagerbestände. Das System besteht aus Kassetten, die der Lagerung und dem Transport dienen. Das Zuweisen von Lagergütern zu einer Kassette kann durch das Scannen von Barcodes an Artikeln und der Kassette erfolgen. Die Böckelt Tower Lagerverwaltungssoftware speichert dann ab, was auf dieser Kassette enthalten ist. Die Kassette wird nach dem Zufallsprinzip mit dem Stapler in einen freien Platz im Turm verladen. Der im Turm verbaute RFID-Leser registriert den Standort der Kassette. Für Unternehmen, die automatisierte Stanz- oder Lasermaschinen einsetzen, hat Böckelt eine spezielle Lagerkassette entwickelt, die in eine Vielzahl automatisierter Systeme geladen werden kann. Die Möglichkeit, Kassetten mit den benötigten Blechsorten direkt in ein vorhandenes Beladesystem oder einen automatisierten Lagerturm einer Maschine zu setzen, erweitert die Gesamtlagerkapazität zusätzlich.

Viele der installierten Systeme verfügen zusätzlich über Terminals an den Gabelstaplern und integrierte Wiegesysteme. Wenn der Gabelstapler das Eigengewicht der Kassette und das berechnete Gewicht des Lagergutes kennt, wiegt er die Ladung und bestätigt den Inhalt der Kassette. Abweichungen lösen eine Meldung aus, sodass der Lagerbestand korrigiert werden kann. Die Anbindung an ERP/PPS-Systeme ermöglicht den Abgleich der Bestände in Echtzeit und die Zuweisung der aktuellen Lagerorte, ohne dass dadurch ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand entsteht. Das Staplerterminal informiert den Staplerfahrer darüber, welche Kassette innerbetrieblich wo benötigt wird. Er kann dadurch die anstehenden Transportaufträge – sortiert nach der Dringlichkeit – effizient abarbeiten. Eine Materialanforderung kann durch Eingabe in der Software oder durch Scannen eines Barcodes auf dem Arbeitsauftrag erfolgen. Damit wird der benötigte Artikel aufgerufen und dem gewünschten Ort zugewiesen, ein Vorgang, den beispielweise der Bediener einer Laseranlage oder die Arbeitsvorbereitung durchführen kann. Wenn ein Artikel aus dem Böckelt Tower angefordert wird, zeigt die Software die Position der Kassette mit diesem Artikel an. Gleichzeitig leuchtet eine LED an der Kassette auf. Die Software und die LED informieren zusätzlich darüber, wohin die Kassette muss. Wird die Kassette aus dem System entnommen, registriert die Transpondertechnik dies und ordnet die Kassette nach dem innerbetrieblichen Transport dem Anforderungsort zu, bis sie letztendlich wieder in ein freies Fach des Böckelt Tower zurück gelagert wird.

Nicht nur Bleche, sondern alle Artikel, in jeder Phase der Produktion, können auf einer Kassette geladen und nachverfolgt werden. So lassen sich beispielsweise auch lasergeschnittene Platinen, Kantteile oder sonstiges Material auf eine Kassette buchen und platzsparend im Lagersystem zwischenlagern. Werden diese Artikel für den weiteren Produktionsprozess oder zur Montage benötigt, wird der Artikel gescannt, der Staplerfahrer dadurch benachrichtigt, und die Kassette an den gewünschten Ort geliefert. Die effiziente Lagerung, Bereitstellung und Nachverfolgung von Blechtafeln, Blechpaketen und weiteren halbfertigen und fertigen Materialien ermöglicht es dem Management, den Überblick über die Lagerbestände und ihre Standorte zu behalten. Dies ist laut Böckelt auch besonders nützlich für Unternehmen, die über große Mengen von Restblechen und -tafeln verfügen. Einem „Rest“ wird eine Kassette zugewiesen, ähnlich wie jedem anderen Lagergut, sodass er bei Bedarf schnell und einfach auffindbar ist.

Je nach Bedarf wird die Anlage mit einem Schwenkkran und einem Vakuumheber ausgestattet. So wird der sichere und schnelle Zugriff auf mehrere Materialarten ermöglicht, um eine oder mehrere Maschinen mit einem einzigen Bediener zu betreiben. Ein solches Schubladensystem, auch mit beidseitigem Auszug, kann ebenfalls zwischen den Fertigungsschritten installiert werden, um einen nahtlosen Materialfluss zu gewährleisten. Böckelt unterstreicht, dass sich so ein intelligentes Lagersystem innerhalb kürzester Zeit amortisiere.