Quadrus ist seit mehr als 20 Jahren Kunde von Timesavers und hat kürzlich in zwei Rotationsbürstenmaschinen der 42 RB Series inklusive Absauganlagen des Partners Absaugwerk investiert. Man sollte meinen, damit sei die Geschichte erzählt. Doch der in Deutschland ansässige Lohnfertiger setzt verstärkt auf die Automatisierung seiner Produktion. So verfügt er über mehrere Lasermaschinen, die mit einem vollautomatischen Lager verbunden sind. Die neuen Entgratungsmaschinen sind jedoch noch nicht Teil eines automatisierten Prozesses. Das soll sich baldmöglichst ändern.
Die Aufgabenstellung
„Wir entgraten ein sehr unterschiedliches Teilespektrum mit hoher Varianz, das heißt, auch die Stückzahlen sind sehr unterschiedlich. Unser Werk verlassen mehrere tausend verschiedene Artikelnummern in unterschiedlichen Losgrößen, aber nur relativ wenige Serienteile“, so Hans Maier, Geschäftsführer von Quadrus. Dabei reichen die Blechdicken im Schnitt von 4 – 8 mm, seltener können es aber auch bis zu 40 mm werden. Auch bei Größe und Gewicht ist die Bandbreite ausladend, maximal werden Teile mit Abmessungen von 1.300 mm x 1.000 mm und einem Gewicht von 80 kg bearbeitet. Für die 42 RB Series kein Problem, denn dabei handelt es sich um die größten RB-Maschinen von Timesavers, mit einer Arbeitsbreite von bis zu 1.600 mm. Dank der optionalen Magnetspur eignet sie sich zudem hervorragend für die Bearbeitung kleiner und großer Metallteile. Ausgestattet mit einem Karussell von acht rotierenden Lamellenbürsten, erzielt die Maschine eine gleichmäßige Kantenverrundung im gewünschten Radius. Darüber hinaus können die Schleifbürsten für ein richtungsloses Finish verwendet oder durch Metalldrahtbürsten für die Oxidschichtentfernung ersetzt werden. Mit einer automatisierten Be- und Entladung könnten die Maschinen eigenständig arbeiten. Doch ebenso wie die Entgratmaschinen müsste auch eine Automatisierungslösung mit der Teilevielfalt umgehen können. Um seinen Kunden bei seiner Suche zu unterstützen, lud Timesavers deswegen gemeinsam mit seinem Vertriebspartner 1A-Maschinen ins niederländische Zwolle.
Partnerunternehmen als Vorbild
Warum gerade Zwolle? Dort sitzt das Metallverarbeitungsunternehmen Tosec, Teil von Tollenaar Industries und ebenfalls zufriedener Besitzer einer Timesavers-Maschine der 42 RB Series. Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Die Entgratanlage ist hier bereits automatisiert. Tosec bearbeitet damit recht schwere Teile, was den Entgratungsprozess für die Mitarbeiter in der Vergangenheit sehr arbeitsintensiv machte. So war bei Tollenaar Industries schon vor einigen Jahren der Wunsch nach einer Automatisierung der Be- und Entladevorgänge entstanden. Tollenaar Industries folgte auf der Suche nach einer geeigneten Lösung jedoch einem eher ungewöhnlichen Weg und gründete selbst ein Unternehmen für Automatisierungslösungen: Teqram. Und so dienten bereits in den Anfängen von Teqram im Jahr 2016 die Timesavers-Maschinen bei Tosec als Testobjekt für erste Automatisierungsversuche. Inzwischen hat Teqram ein breites Portfolio aufgebaut, das von Software über visuell gesteuerte Robotersysteme bis zu Greifern reicht.
Automatisierung des Entgratungsprozesses mit Robotern
Mithilfe der Teqram-Produkte ist die Timesavers 42 RB Series bei Tosec nun vollständig automatisiert. Das Handling an der Vorder- und Rückseite der Entgratmaschine übernehmen Easybot-Roboter mit einer Traglast von bis zu 100 kg. Diese sind mit universellen Greifadaptern Easygripper ausgestattet. Gesteuert werden die Roboter mit Hilfe von Easyeye, dem Kamerasystem von Teqram. Es lokalisiert die Teile und leitet die Information an die Easybots weiter. Die Greifer des ersten Roboterarms nehmen die Teile von der Palette auf und legen sie auf den Einlauftisch der Maschine. Anschließend nimmt der zweite Roboter die Teile nach dem Entgraten vom Förderband und stapelt sie ordentlich auf eine Palette zurück. Zusätzlich verfügt die Anlage über eine eigenständige und transportable Basis für den Manipulator und ein einfach zu bedienendes Easy HMI.
Quadrus sieht Potenzial
Quadrus zeigt sich nach der Präsentation zwiegespalten: „Die Lösung wäre theoretisch in unserer Umgebung umsetzbar, wenn auch nicht für unser gesamtes Teilespektrum. Ein Problem bleibt jedoch: Stand heute arbeiten die Roboter noch langsamer als unsere Mitarbeiter.“ Dadurch käme es zu Engpässen an den Timesavers-Maschinen. Schon in der Vergangenheit hatte Quadrus ein ähnliches Problem an einem Laserschneider, an dem die Taktzahlen durch den Umstieg auf ein Automatisierungssystem eines anderen Anbieters zurückgegangen sind. Hier arbeitet Quadrus jetzt wieder mit der Hand. Doch umsonst war der Ausflug mit Sicherheit nicht: „Grundsätzlich war der Besuch für uns sehr interessant und hat uns auch bestätigt, in diesen Themen die Augen offen zu halten. Es sind die richtigen Themen für die Zukunft. Wir müssen versuchen, möglichst viel Handling durch Automatisierung zu ersetzen – egal ob beim Vereinzeln oder bei der Maschinenbeschickung.“ Das Fazit von Quadrus: Die Systeme müssen reifen und schneller werden.