Die Partnerschaft von Trumpf und Lantek hat durchaus für Aufsehen gesorgt und nach der Übernahme stellt sich natürlich die Frage wie Unabhängig das Unternehmen zukünftig agieren wird. Thomas Schneider, Geschäftsführer Entwicklung bei Trumpf, und Lantek CEO Alberto López de Biñaspre erklären, welche Ziele beide Unternehmen damit verfolgen.
Herr Schneider, wie kam es aus Sicht von Trumpf zur Kooperation mit Lantek?
Schneider: Natürlich sind sich Trumpf und Lantek in der Vergangenheit immer wieder begegnet. Dabei haben wir festgestellt, dass beide Häuser die gleiche Zukunftsvision haben. Beide sind bestrebt, den blechbearbeitenden Unternehmen die perfekte Softwarelösung für ihre Hardware anzubieten, und verfolgen das Ziel, offene Softwaresysteme zu etablieren. Daher passen wir perfekt zusammen.
Das hieße aber auch, dass es hier zwei konkurrierende Unternehmen gab, die nun in diesem Segment vereint sind.
Schneider: Letztlich waren und bleiben es zwei Unternehmen, die von unterschiedlichen Seiten an das Thema Softwarelösungen herangehen. Während Trumpf vom Maschinenbau kommt, kommt Lantek von der Software-Seite. Da gab und gibt es natürlich einen fairen wirtschaftlichen Wettbewerb, der aber auch nötig ist, um den Kunden immer die beste Lösung anzubieten. Jedes der beiden Unternehmen hat seine Stärken. Diese werden Blechkunden in Zukunft so in Anspruch nehmen können, dass für sie ein Mehrwert entsteht.
Herr Alberto López de Biñaspre, die gleiche Frage natürlich an Sie: Was hat Lantek zu dieser Kooperation bewogen?
López de Biñaspre: Auch für uns ist die gemeinsame Vision ein ganz entscheidender Punkt. Wir können durch die verschiedenen Expertisen beider Unternehmen den Anwendern in unserer Branche offene Softwarelösungen für eine zukunftsfähige Blechbearbeitung anbieten. Wir gehören nun einem größeren Unternehmen, das uns mit mehr Ressourcen noch stärken kann. Davon sollen all unsere Kunden bei künftigen Entwicklungen profitieren.
Unabhängigkeit nach Übernahme gesichert
Wie soll diese Kooperation gestaltet werden? Anders gefragt, bleibt Lantek ein unabhängiges Unternehmen
Schneider: Dazu ein klares Ja. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, auch für Trumpf. Wir haben mit einem Marktanteil von etwa 15 Prozent bei Softwarelösungen zwar keinen kleinen Anteil im Markt. Aber für die restlichen 85 Prozent des Marktes ist Lantek mit seinen Lösungen ein wichtiger und zuverlässiger Ansprechpartner und wird das auch bleiben. Durch den Austausch, den wir in der Vergangenheit bereits hatten und in der Zukunft fortführen werden, können wir für beide Unternehmen ein schnelleres Wachstum generieren.
López de Biñaspre: Ganz wichtig ist zu wissen, dass Lantek seinen Kunden auch in Zukunft die gleichen Produkte und Dienstleistungen anbietet, wie das bislang auch war. Es wird sich weder in der Entwicklung noch im Vertrieb oder im Service etwas verändern. Der Fokus liegt für beide Unternehmen in zukünftigen Entwicklungen, die kein Player im Markt alleine bewältigen können wird, etwa KI-Lösungen. Hier werden wir den Austausch der Entwicklungsteams fördern, um unseren Kunden auch weiterhin optimale Lösungen anbieten zu können.
Herr López de Biñaspre: Sie arbeiten ja mit verschiedenen Partnern zusammen. Wird die Kooperation mit Trumpf diese Partnerschaften nicht negativ beeinflussen?
López de Biñaspre: Wir haben über 120 Partnerunternehmen. Die Zusammenarbeit mit ihnen ist uns sehr wichtig. Daran wird sich auch nichts ändern. Das haben wir mit unseren Partnern auch so besprochen. Und wir stehen zu unserem Wort. Ebenso werden auch die gleichen Leute als bekannte und kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Das Vertrauen unserer Kunden in Lantek möchten wir mit der unveränderten Fortsetzung unserer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit natürlich wahren, denn darauf basiert unser Erfolg.
Schneider: Auch wir von Trumpf wissen, dass die Kunden von Lantek auch mit anderen Produktionsanlagen arbeiten. Daher braucht es diese Unabhängigkeit. Das wird so bleiben.
Herr Schneider, Sie sprachen von der wachsenden Komplexität in der zukünftigen Fertigungslandschaft. Können Sie das noch etwas konkretisieren? Auch, wie Sie gemeinsam auf diese wachsende Komplexität reagieren werden?
Schneider: Bei der Blechbearbeitung ist es in der Regel notwendig, verschiedene Kundenaufträge zu schachteln, was letztlich eine gewisse Steuerungskomplexität hat. Ein Großteil der Branche sind Familienunternehmen wie auch Trumpf und Lantek, die eine ähnliche Unternehmenskultur mit ähnlichen Werten teilen. Diese Unternehmen suchen einen Wettbewerbsvorteil darin, möglichst effizient Blechbaugruppen zu managen. Hier gibt es mehrere Wege zum Ziel. Sie finden kaum zwei Unternehmen mit der gleichen Lösung. Dafür eine Fertigungsumgebung zu bauen, die auf den einzelnen Kunden zugeschnitten ist, ist bezüglich der Software eine Herausforderung, die beide Häuser durch jahrelange Erfahrung bewältigen können. Solche Einzellösungen lassen sich aber immer schwieriger umsetzen. Die Kunden möchten ihre Individualität bewahren, dabei aber nicht zwingend eine individuelle Software besitzen. Sie verlangen nach immer neuen Funktionalitäten. Und diese können wir mit der Erfahrung von Trumpf und Lantek wie gewohnt und in bester Manier anbieten.
Gerhard Maier